Wie der "Kölner Stadt-Anzeiger" unter Berufung auf Ermittlerkreise berichtet, hat der mutmaßliche Attentäter von Bottrop ausgesagt, er habe etwaigen Anschlägen durch syrische oder afghanische Flüchtlinge zuvorkommen wollen.
03.01.2019

Der mutmaßliche Attentäter von Bottrop hat einem Zeitungsbericht zufolge im Verhör bei der Polizei Hass auf Ausländer als Motiv für die Tat erkennen lassen. Wie der "Kölner Stadt-Anzeiger" (Donnerstag) unter Berufung auf Ermittlerkreise berichtet, hat der 50-Jährige ausgesagt, er habe etwaigen Anschlägen durch syrische oder afghanische Flüchtlinge zuvorkommen wollen.

Dem Bericht zufolge leidet der festgenommene Deutsche seit Jahrzehnten unter einer schizophrenen Erkrankung. 2005 habe er zeitweilig in einer geschlossenen psychiatrischen Klinik gelebt, laut eigener Aussage befinde er sich nach wie vor in psychiatrischer Behandlung. In Essen und Bottrop soll der Mann in der Silvesternacht acht Menschen unter anderem aus Syrien und Afghanistan zum Teil schwer verletzt haben, als er mit seinem Auto mehrfach gezielt in Gruppen von Ausländern hineinfuhr.

Kriminologe Schwind: "Es brodelt in den Leuten"

Der Kriminologe Hans-Dieter Schwind konstatierte im Zusammenhang mit der Tat ein wachsendes Bedrohungsgefühl durch Zuwanderung. "Es brodelt in den Leuten, und dann kommt es plötzlich zum Ausbruch", sagte er der in Essen erscheinenden "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" (Donnerstag). "Das ist eine gefährliche Entwicklung. Ich habe einen solchen Fall schon viel früher erwartet", sagte Schwind, der an der Ruhr-Uni Bochum und der Universität Osnabrück lehrte. Solche Amokfahrten oder auch die Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte der vergangenen Monate seien die extreme Spitze einer allgemeinen Entwicklung, "und ich befürchte, dass sich dies fortsetzt", sagte Schwind: "Die Willkommenskultur ist am Ende."

Der Bielefelder Konflikt- und Gewaltforscher Andreas Zick sagte der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung": "Der Essener Täter war mit Sicherheit zuvor im Internet unterwegs und hat sich anstecken lassen von einer Bewegung, die meint, das Land werde überfremdet und die Politik habe die Kontrolle verloren." Es gebe eine wachsende Stimmung in der Bevölkerung, die von nationaler Identität spreche, von Widerstand und von Kontrolle, die man wieder in die eigene Hand nehmen müsse. "Diese Selbstermächtigung der Bürger besorgt mich sehr", sagte Zick.

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