Alfred Buß (Archivbild)
epd-bild/Friedrich Stark
Das "Wort zum Sonntag" ist nach den Erfahrungen des langjährigen Sprechers Alfred Buß eine gute Schule für Prediger. In der ARD-Sendereihe, die samstagsabends vor dem Spätfilm im Ersten ausgestrahlt wird, müsse man "auf den Punkt kommen - ohne Umschweife", sagte Buß vor seiner letzten Sendung an diesem Samstag dem epd.
21.12.2018

Dadurch predige er inzwischen auch anders. "Diese Übung hätte ich gern am Berufsanfang gemacht", sagte der 71-jährige Theologe.

Beim "Wort zum Sonntag" am Samstagabend gelte es, ein einzelnes Thema anzusprechen, es in Bildern zu variieren und damit nah beim Zuschauer bleiben, sagte der ehemalige Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen. Gefordert sei die Alltagssprache, schließlich säßen vor dem Fernseher Menschen aller Bildungsschichten. Auch Bibelkenntnis könne man bei den Zuschauern kaum noch voraussetzen. Ein Unterschied zur Kirche ist nach den Worten des Theologen auch, dass Menschen dort abschalten könnten, ohne dass es bemerkt wird, während das Umschalten des Fernsehprogramms registriert werde.

Im Zug geschrieben

Eine besondere Herausforderung war für Buß das "Wort zum Sonntag", als 2015 die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) Opfer eines Attentäters wurde. Es sei zunächst schwierig einzuordnen gewesen, ob dies ein terroristischer Angriff gewesen sei oder nicht. Erst im Laufe des Nachmittags sei klar geworden, dass die vorproduzierte Sendung nicht verbreitet und stattdessen abends ein neuer Beitrag aufgenommen werde musste. "Den habe ich dann im Zug zum Kölner WDR-Studio geschrieben."

Heftige Reaktionen erhielt Buß nach einem Beitrag zu den Olympischen Spielen 2016, als er sagte, dass Olympia seine Seele verkauft habe. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) habe sich monatelang mit dem Beitrag auseinandergesetzt. Er habe dem IOC Gesprächsbereitschaft zugesagt, sofern es seine Geschäfte nicht mehr auf Kosten der Ärmsten mache und bei Doping klare Kante zeige. "Daraufhin blieb es still."

Mit Hassmails überzogen

Regelrechten Kampagnen sind die Sprecher des "Worts zum Sonntag" nach den Worten des evangelischen Theologen ausgesetzt, wenn das Wort "Muslime" positiv besetzt vorkommt. "Dann wird man mit Hassmails überzogen." Die Reaktionen zeigten jedoch auch, dass das "Wort zum Sonntag" wahrgenommen werde, unterstrich der 71-Jährige. Durchschnittlich werde die Sendung von 1,5 Millionen Zuschauern gesehen.

Nach seinem Abschied als Sprecher des "Worts zum Sonntag" will sich Buß weiterhin für Umweltthemen engagieren, etwa in seiner Funktion als Vorstandschef bei der Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW. Außerdem sei und bleibe er Pastor und steige weiter auf die Kanzel oder halte Vorträge.

Altpräses Buß war von 2004 bis 2012 leitender Theologe der westfälischen Kirche. Zuvor leitete er als Superintendent den Kirchenkreis in Unna, wo er heute wieder lebt. Seit Januar 2013 war Buß Sprecher der ARD-Sendung "Wort zum Sonntag", seine letzte Sendung spricht er an diesem Samstag.

Teaserbild

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Plain text

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.