Ein freier Mitarbeiter der rechtskonservativen Zeitung "Junge Freiheit" sitzt seit Mitte November in Venezuela im Gefängnis. Dem deutschen Reporter Billy Six wird offenbar unter anderem Spionage vorgeworfen. Im Auswärtigen Amt ist der Fall bekannt.
12.12.2018

"Reporter ohne Grenzen" fordert die sofortige Freilassung des in Venezuela inhaftierten deutschen Journalisten Billy Six. Dem freien Mitarbeiter der rechtskonservativen Publikationen "Junge Freiheit" und "Deutschland-Magazin" werde Spionage, Rebellion und das Verletzen von Sicherheitszonen vorgeworfen, wie die Journalistenorganisation am Mittwoch in Berlin mitteilte. Six sei bereits seit Mitte November in einem Militärgefängnis inhaftiert. Aus dem Auswärtigen Amt hieß es am Mittwoch, der Fall sei dort bekannt. Die deutsche Botschaft in Caracas habe die konsularische Betreuung eingeleitet.

Dem 32-jährigen Reporter werden laut "Reporter ohne Grenzen" sowohl der Kontakt zur Außenwelt als auch ein eigener ziviler Anwalt verwehrt. Six drohten bis zu 28 Jahre Haft. "Ungeachtet seiner persönlichen Ansichten hat er wie jeder Journalist das Recht, überall frei und ohne Furcht vor Verfolgung und Inhaftierung zu berichten", sagte Christian Mihr, Geschäftsführer der deutschen Sektion der Organisation. Deshalb setze sich "Reporter ohne Grenzen" für Six ein wie für jeden Journalisten.

Festnahme ohne Haftbefehl

Nach Angaben der venezolanischen Nichtregierungsorganisation Espacio Público wurde Six am 17. November von Sicherheitskräften im nordwestlichen Bundesstaat Falcón festgenommen, als er von Kolumbien aus in das Land einreiste. Obwohl kein Haftbefehl vorlag, sei er in ein Militärgefängnis am Hauptsitz des Geheimdienstes Sebin in Caracas gebracht worden.

Dem Reporter werde zur Last gelegt, sich mit der kolumbianischen Guerillagruppe Farc getroffen zu haben, wie Medien unter Berufung auf Six' Eltern berichteten. Zudem habe er den venezolanischen Staatspräsidenten Nicolás Maduro auf einer Wahlkampfveranstaltung im Mai 2018 innerhalb einer Sicherheitszone fotografiert und von Militärparaden Bilder gemacht.

Six hatte für die "Junge Freiheit" außer aus Südamerika auch aus Kriegsgebieten wie Syrien und Libyen berichtet. Die Zeitung hatte bereits am Freitag über den Fall berichtet. Ab Dezember 2012 war Six mehrere Wochen lang in Syrien inhaftiert. Die dortigen Behörden hatten ihm illegale Einreise und Terrorismus vorgeworfen.

Umstrittene Aktion zu Flug MH17

In Deutschland machte der Journalist vor zwei Jahren mit einer umstrittenen Aktion auf sich aufmerksam: Im August 2016 verschaffte er sich gemeinsam mit dem prorussischen britischen Blogger Graham W. Phillipps Zugang zu den Berliner Redaktionsräumen des Recherchebüros Correctiv, filmte dort und kritisierte die Redaktion für ihre Berichterstattung über den Abschuss des Flugs MH17 über der Ostukraine, den Six in einem selbst gedrehten Film als Kriegsverbrechen der ukrainischen Armee dargestellt hatte.

Ein jahrelanger Machtkampf zwischen Regierung und Opposition hat Venezuela in eine tiefe politische und wirtschaftliche Krise gestürzt. Die Opposition wirft Präsident Maduro vor, Venezuela in eine Diktatur zu führen. Maduro dagegen hält einigen rechten Oppositionsführern vor, Chaos zu stiften und einen Umsturz vorzubereiten. Die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln ist nicht mehr gesichert, viele Menschen sind aus dem Land geflohen. Auf der Rangliste der Pressefreiheit von "Reporter ohne Grenzen" steht das Land auf Platz 143 von 180 Staaten.

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