Screenshot von Twitter
epd-bild/Norbert Neetz
#wirsindmehr war in diesem Jahr der meistdiskutierte Debattenhashtag unter den deutschen Twitter-Nutzern. Auf dem zweiten Platz folgte #MeToo rund um die Debatte um sexuellen Missbrauch und Belästigung, wie aus dem Jahresrückblick von Twitter in Deutschland hervorgeht.
05.12.2018

Meistdiskutierter Nachrichtenhashtag war den Angaben zufolge #WM2018 zur Fußball-Weltmeisterschaft in Russland. Unter dem Motto #wirsindmehr hatte sich im Spätsommer in sozialen Netzwerken der Protest gegen Rechtsradikalismus und Fremdenfeindlichkeit formiert. Zuvor war es in Chemnitz zu Demonstrationen rechtsgerichteter Gruppen gekommen.

Der laut Twitter am dritthäufigsten diskutierte Debattenhashtag ging auf eine Aktion von Jan Böhmermann zurück: Der Satiriker hatte im April in seiner ZDF-Sendung "Neo Magazin Royale" dazu aufgerufen, sich unter #ReconquistaInternet für eine "Zurückeroberung des Internets" einzusetzen. Der Hashtag spielt auf "Reconquista Germanica" an, ein Netzwerk rechtsgerichteter Internetaktivisten. Dem Aufruf folgten rund 60.000 Menschen.

Mit #esreicht und #unteilbar stehen zwei weitere Hashtags, die gegen Rechtsradikalismus, Rassismus und für eine offene Gesellschaft mobilisieren wollen, auf den Plätzen vier und fünf der Twitter-Liste. Zur Statistik zählen allerdings auch Tweets, in denen Gegner der jeweiligen Aktion die Hashtags verwendet haben.

Wochenlanger Streit

Außer der WM standen auch die Ereignisse im Hambacher Forst in Nordrhein-Westfalen unter den deutschen Twitter-Nutzern besonders stark im Fokus: Mit #HambacherForst (Platz zwei) und #HambiBleibt (Platz neun) schafften es gleich zwei Hashtags zu diesem Thema in die Top-Ten-Liste der Nachrichtenhashtags. Der Hambacher Forst gilt als Symbol des Widerstands gegen den Kohle-Abbau.

Auch die Debatte um Ex-Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen sorgte bei Twitter für reichlich Diskussionen: #Maaßen landete auf Platz drei der Liste der meistgenutzten Nachrichtenhashtags. Maaßen war in die Kritik geraten, nachdem er in der "Bild"-Zeitung Zweifel daran geäußert hatte, dass es bei den Demonstrationen rechtsgerichteter Gruppen in Chemnitz "Hetzjagden" auf Ausländer gab. Es folgte ein wochenlanger Streit, der am 23. September mit dem Kompromiss endete, dass Maaßen nicht Verfassungsschutzchef bleibt. Zunächst sollte er als Sonderberater ins Innenministerium wechseln, nach weiteren Querelen wurde Maaßen jedoch Anfang November in den einstweiligen Ruhestand versetzt.

Persönlichkeitsstärker, extrovertierter und weniger ängstlich

Debatten auf Twitter sind häufig in der medialen Berichterstattung präsent. Sie spiegeln allerdings laut einer Studie des Hamburger Hans-Bredow-Instituts nicht das Stimmungsbild der Gesamtbevölkerung wider. Die Meinungsbilder auf Twitter werden demnach von Menschen geprägt, die sich deutlich vom durchschnittlichen Internetnutzer in Deutschland unterscheiden. Bestimmend seien dort Nutzer, die persönlichkeitsstärker, extrovertierter und weniger ängstlich seien sowie dazu neigten, politisch extremere Positionen zu vertreten.

Laut der aktuellen Onlinestudie von ARD und ZDF sind vier Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahren mindestens einmal pro Woche auf Twitter unterwegs. Bei Facebook sind es hingegen 31 Prozent, bei Instagram 15 Prozent. Täglich wird Twitter demnach von einem Prozent genutzt.

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