Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU, Archivbild)
epd-bild/Christian Ditsch
Pflegekräfte sind nicht nur in Deutschland, sondern weltweit knapp. Gesundheitsminister Spahn will nun die Ausbildung von Pflegern im Ausland finanzieren - und so Fachkräfte für Deutschland gewinnen. Kritik kommt von den Grünen.
29.11.2018

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will künftig Fachkräfte im Ausland für die Pflege in Deutschland ausbilden lassen. "Vom Haushaltsausschuss haben wir noch einmal insgesamt neun Millionen Euro bekommen", sagte Spahn der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" am Donnerstag. Mit dem Geld könnten Kooperationspartner für Pflegeschulen im Ausland gefunden werden. Die künftigen Fachkräfte sollten in ihrem Heimatland bereits Deutsch lernen. Auch Diakoniepräsident Ulrich Lilie forderte eine verstärkte Ausbildung in Nicht-EU-Ländern. Von den Grünen kam Kritik.

"Idealerweise sollen sie dann mit Ende der Ausbildung in Deutschland ihre Arbeit starten können", sagte Spahn. Als mögliche Länder für eine solche Kooperation nannte er den Kosovo, Mazedonien, die Philippinen und Kuba. Um die Personalnot in der Pflege zu lindern, sei zudem "gerade erst ein Sofortprogramm für mehr Stellen und bessere Ausbildung" beschlossen worden, das ab Januar greife, sagte Spahn der Zeitung. Im Koalitionsvertrag war zunächst ein Programm für 8.000 neue Fachkräfte-Stellen in Pflegeeinrichtungen vorgesehen. Das entsprechende Gesetz sieht nun die Finanzierung von 13.000 Stellen vor.

Schlechtes Image der Pflege

Es brauche eine verstärkte Ausbildung in Nicht-EU-Ländern, um dem Pflegenotstand zu begegnen, sagte Diakoniepräsident Lilie dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die gezielte Anwerbung von Fachkräften stoße in vielen Ländern an ihre Grenzen, weil es auch dort nicht genug Pflegekräfte gebe. "Es führt kein Weg daran vorbei, selbst zu qualifizieren, in Afrika, Fernost oder in Osteuropa." Als Träger von Ausbildungsinitiativen kann sich Lilie neben staatlichen Stellen auch NGOs oder diakonische Einrichtungen vorstellen.

Langfristig angelegte Kooperationen seien möglich, wenn sich Deutschland in diesen Ländern an der Finanzierung von Ausbildungsprojekten beteiligt, sagte Lilie. "Fertig ausgebildete Kräfte hätten einen anerkannten Abschluss, wenn sie nach Deutschland kommen."

Die Ausbildung von Fachkräften im Ausland für den deutschen Pflegemarkt allein reiche aber nicht aus, um der Herausforderung einer immer älter werdenden Gesellschaft zu begegnen, sagte Lilie. Der Pflegeberuf müsse attraktiver gestaltet werden. "Die Pflege hat ein schlechtes Image, das muss man dringend ändern." Dabei gehe es nicht nur um Anerkennung, sondern auch um Bezahlung und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

"Typischer Aktionismus"

Kordula Schulz-Asche, Sprecherin der Grünen für Alten- und Pflegepolitik, sagte, Spahns Plan sei "ein für ihn typischer Aktionismus". Die Förderung von Pflegeschulen in Drittstaaten sei nur im Rahmen einer Entwicklungszusammenarbeit sinnvoll. "Die Partnerländer müssen zudem ein Gesundheitssystem aufweisen, das mit den Anforderungen in Deutschland kompatibel ist, oder beim Aufbau eines solchen unterstützt werden." Beispielsweise sei fraglich, inwieweit Fachkräfte dort für die Langzeitpflege, insbesondere für die Pflege älterer Menschen ausgebildet werden.

Die Bundesregierung hatte angekündigt, im Zuge des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes eine Kampagne zur Anwerbung von Fachkräften aus Nicht-EU-Staaten auch für die Pflege zu starten. Ein Baustein des Gesetzespakets soll die Beschleunigung der Verfahren zur Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse sein. Über Anwerbeprogramme wurden in den vergangenen sechs Jahren rund 2.500 Pflegekräfte aus Nicht-EU-Staaten nach Deutschland vermittelt. Nach Daten der Bundesagentur für Arbeit gibt es im Bereich der Pflege in Deutschland rund 35.000 offene Stellen.

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