Zentrales Freitagsgebet in der marokkanischen Assadaka-Moschee im hessischen Raunheim
epd-bild/Peter Juelich
Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) will die Organisation und Finanzierung muslimischer Gemeinden zu einem Schwerpunkt der Deutschen Islam Konferenz machen, deren vierte Auflage am Mittwoch beginnt.
27.11.2018

Es gehe darum, dass sich muslimische Religionsgemeinschaften so organisieren, "dass sie den Anforderungen des Religionsverfassungsrechts für eine Kooperation mit dem Staat genügen", schreibt Seehofer in einem Gastbeitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Dienstag). Ausländische Einflussnahme müsse ersetzt werden, auch bei den Imamen, schreibt er darin weiter. Seehofer stellte den Moschee-Gemeinden finanzielle Unterstützung in Aussicht. Derweil gibt es Forderungen, neben der Islamkonferenz eine Ministerkonferenz zu Religionsfragen einzurichten.

Seehofer schreibt, er wolle die deutschen Muslime in ihrer Vielfältigkeit mit den Instrumenten seines Ministeriums dabei unterstützen, "ihre deutsche und muslimische Identität zu stärken und die Identifikation mit ihrer deutschen Heimat zu fördern". Darin ist von einer "durch zusätzliche Mittel ausgeweiteten, basisnäheren und praktisch ausgerichteten Integrationsförderung" die Rede.

Keine Körperschaften des öffentlichen Rechts

Die muslimischen Gemeinschaften sind in Deutschland anders als die Kirchen in der Regel nicht als Körperschaften des öffentlichen Rechts anerkannt, was ihnen den Einzug von Steuern ermöglichen würde. Auch wegen fehlender finanzieller Mittel greifen Moscheen auf Imame aus dem Ausland zurück. Spätestens mit der politischen Entwicklung in der Türkei wird der Einfluss ausländischer Behörden durch die Entsendung von Imamen aber kritisch gesehen.

Auch in den Verbänden gibt es den Wunsch nach deutschen Imamen. "Ich will lang- und mittelfristig auch keine Imame aus dem Ausland mehr", sagte der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, dem epd. Er schlug als Übergangsregelung ein "duales Modell" vor, "wonach Religionslehrer zu 50 Prozent in einer Schule, zu den anderen 50 Prozent in der Gemeinde arbeiten - getrennt finanziert".

Forum für den Dialog zwischen Staat und Muslimen

An deutschen Universitäten werden seit einigen Jahren auch islamische Theologen ausgebildet, die in der Regel als Religionslehrer Arbeit finden. Eine Anstellung als Imam scheitert in vielen Fällen noch, auch wegen der fehlenden praktischen Ausbildung im Anschluss an das Studium. Mazyek sprach sich für eine Ausbildung nach dem Vorbild von Pfarrern in den Kirchen aus. "Dafür brauchen wir gute und verbindliche Standards", sagte er.

Die Deutsche Islam Konferenz wurde 2006 vom damaligen Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) als Forum für den Dialog zwischen Staat und Muslimen ins Leben gerufen. Seehofer hat für die am Mittwoch startende Konferenz Vertreter der Islam-Verbände und muslimische Einzelpersonen eingeladen. Er wird die Veranstaltung mit einer Grundsatzrede eröffnen.

"Religion ist Ländersache"

Der Verfassungsrechtler Hans Michael Heinig forderte neben der Konferenz noch ein anderes Format für religionspolitische Diskussionen. Die Politik müsse sich insgesamt in Religionsfragen breiter aufstellen und das Politikfeld "sehr viel ernster nehmen als bislang", sagte der Göttinger Jura-Professor. "Ein wichtiger Schritt wäre die Etablierung einer Ministerkonferenz für Religionsfragen analog zur Kultusministerkonferenz", schlug er vor.

Gleiches forderte auch der frühere Grünen-Abgeordnete Volker Beck. "Religion ist Ländersache", sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Dienstag). In den Ländern seien verschiedene Stellen dafür zuständig. Es müsse mehr Koordination zwischen Bund und Ländern geben, forderte Beck, der am Centrum für Religionswissenschaftliche Studien der Ruhr-Universität Bochum lehrt.

Teaserbild

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Plain text

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.