Theologistudenten in Mainz
epd-bild/Kristina Schäfer
Daniela Mehler-Würzbach von der Initiative "ArbeiterKind.de" mahnt Chancengleichheit an.
26.11.2018

Studenten, die nicht aus einem Akademikerhaushalt kommen, leiden laut Experten besonders stark unter den explodierenden Mietkosten. "Ein Studium in der Großstadt ist inzwischen zu teuer", sagte Daniela Mehler-Würzbach von der Initiative "ArbeiterKind.de" dem Evangelischen Pressedienst (epd). Einige junge Menschen müssten sich deswegen einschränken und in ländlichen Gegenden an Hochschulen studieren, die einen schlechteren Ruf oder einen Schwerpunkt haben, der die Studenten weniger interessiert. "Chancengleichheit sieht für mich anders aus", kritisierte Mehler-Würzbach.

Kritik an Bafög-Höhe

Die von der Bundesregierung geplante Erhöhung des Bafög hält Mehler-Würzbach für unzureichend und beruft sich dabei auf eine Untersuchung des Moses Mendelssohn Instituts. Diese ergab, dass ein neuer Förderungshöchstsatz von 850 Euro in 20 von 96 untersuchten Hochschul-Standorten für die Lebenshaltung nicht reichen werde. Die geplante Erhöhung der Wohnzuschlag-Pauschale von 250 Euro auf 325 Euro leistet laut Mehler-Würzbach ebenfalls keine Abhilfe. "Der Wohnzuschlag sollte stattdessen an die jeweiligen regionalen Mietpreise angepasst werden."

Damit mehr Kinder aus Arbeiter- oder einkommensschwachen Familien an die Uni gehen können, fordert Mehler-Würzbach ein rückzahlungsfreies Bafög. "Oftmals fehlt Eltern in diesen Familien das Verständnis, warum ein Studium wichtig ist, und sie wollen, dass ihre Kinder nach der Schule direkt arbeiten", sagte sie. Zur mangelnden Unterstützung komme die Angst vor Schulden, die durch Bafög oder Studienkredite entstehen können. "Wer mit Geldsorgen aufwächst, geht ungern finanzielle Risiken ein."

Oft früher Hochschulabschluss angestrebt

Die steigenden Kosten eines Studiums hielten zudem viele Arbeiterkinder davon ab, nach dem Bachelorabschluss an der Uni zu bleiben. "Je höher die Bildungsstufe, desto geringer ist der Anteil der Nicht-Akademiker-Kinder."

Eine Studie des Stifterverbands und der Unternehmensberatung McKinsey ergab, dass zwar 21 Prozent der Nicht-Akademiker-Kinder ein Studium beginnen, es aber nur ein Prozent von ihnen mit einer Promotion abschließt. Von den Akademiker-Kindern beginnen den Angaben zufolge hingegen 74 Prozent ein Studium, zehn Prozent promovieren.

Neben einem langen Studium seien auch Auslandspraktika, Exkursionen und Nachhilfe für Studenten aus einkommensschwachen Familien unerschwinglich, sagte Mehler-Würzbach. Nach dem Studium seien sie zudem weniger frei in ihrer Berufswahl, weil sie zum Beispiel sichere Stellen bräuchten, um ihre Familie zu unterstützen.

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