"Es ist Zeit zu handeln", sagt Thomas Sternberg.
epd-bild / Norbert Neetz
"Es ist Zeit zu handeln, es ist Zeit nicht nur für Ankündigungen, sondern für konkrete Umsetzungen", sagt Thomas Sternberg, der Präsident des Zentralkomitee der deutschen Katholiken, und fordert eine Kommission, die unabhängig die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals überprüft.
23.11.2018

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) hat von den 27 deutschen Bistümern schnelle Konsequenzen aus dem Missbrauchsskandal gefordert. "Es ist Zeit zu handeln, es ist Zeit nicht nur für Ankündigungen, sondern für konkrete Umsetzungen", sagte ZdK-Präsident Thomas Sternberg am Freitag bei der Vollversammlung der katholischen Laienorganisation in Bonn. Das ZdK fordere deshalb eine Kommission, die unabhängig von den Bischöfen die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals und die Präventionsarbeit überprüfe. Das Komitee tagt bis Samstag zu Themen wie etwa gerechte Pflege, Populismus und 3. Ökumenischer Kirchentag 2021 in Frankfurt.

Zudem setzt sich das ZdK für eine kirchliche Verwaltungsgerichtsbarkeit ein. Judikative und Legislative in der Kirche müssten endlich getrennt werden. Fälle von Missbrauch innerhalb der Kirche müssten künftig konsequent der Staatsanwaltschaft übergeben werden, hieß es. In der Vergangenheit sei oft der Schutz der Institution über die Aufklärung und den Opferschutz gestellt worden.

Strukturen sollen verändert werden

Außerdem müssten Strukturen innerhalb der Kirche verändert werden, die Missbrauch Vorschub leisteten, verlangte Sternberg. Dazu gehöre eine stärkere Beteiligung von Laien. "Wir wollen eine wirkliche Beteiligung von Männern und Frauen in allen Ebenen der Kirche und auch in den Ämtern." Außerdem sei es notwendig, dass die Kirche ihre Sexualmoral neu definiere, für die sie ohnehin seit vielen Jahren die Kompetenz verloren habe.

"Wenn sich in der nächsten Zeit nicht Entscheidendes und Einschneidendes tut, wer soll denn dann noch von der katholischen Kirche erwarten, dass sie sich ändern kann, dass sie sündhafte, für unermessliches Leid mitverantwortliche Strukturen erkennen und sich aus ihnen befreien kann?", so Sternberg.

Orientierung an den Opfern gefordert

Entscheidend sei auch eine Orientierung an den Opfern. Der Umgang der Kirche mit dem Missbrauchsskandal müsse Vorbildcharakter haben. Wenn künftig in anderen gesellschaftlichen Gruppen Missbrauchsfälle aufgearbeitet würden, müsse klar sein, dass man nicht hinter die von der katholischen Kirche gesetzten Standards zurückfallen könne.

Ende September hatten Wissenschaftler auf der Herbstvollversammlung der katholischen Deutschen Bischofskonferenz in Fulda eine Studie zum sexuellen Missbrauch durch katholische Amtsträger zwischen 1946 und 2014 veröffentlicht. Demnach wurden 3.677 Minderjährige Opfer sexuellen Missbrauchs, 1.670 Kleriker sind der Taten beschuldigt.

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