Ausgabe von Aids-Medimanten im afrikanischen Sambia.
epd-bild/Friedrich Stark
Immer mehr HIV-Positive erhalten Medikamente, immer weniger Menschen stecken sich neu an. Doch der Kampf gegen die Aids-Epidemie kann laut UN nur gewonnen werden, wenn alle Menschen ihren Status kennen.
22.11.2018

Die Vereinten Nationen fordern einen einfachen Zugang zu Aids-Tests für alle Menschen weltweit. Damit die Epidemie besiegt werden könne, müssten so viele Infizierte wie möglich über ihre Ansteckung Bescheid wissen, erklärte der Chef des UN-Aidsprogramms (UNAIDS), Michel Sidibé, am Donnerstag im ivorischen Abidjan: "Aids-Tests müssen so universell erhältlich sein wie Schwangerschaftstests."

Nach Berechnungen des UN-Programms wussten 2017 ein Viertel aller Menschen, die das HI-Virus in sich tragen, nichts von ihrer Infektion. Das seien 9,4 Millionen Menschen weltweit. 2015 sei es ein Drittel der Infizierten gewesen. Während Aids-Tests in Industrieländern leicht erhältlich seien, sei dies etwa in West- und Zentralafrika nicht der Fall.

In Deutschland wissen nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts etwa 11.400 Menschen nicht, dass sie HIV-positiv sind. Freiwillige Selbsttests und niedrigschwellige Testangebote, auch für Menschen ohne Krankenversicherung, seien daher wichtig, sagte der Präsident des Instituts, Lothar H. Wieler, bei der Veröffentlichung der Aids-Statistik für 2017 in Berlin.

Neuinfektionen in Deutschland gehen zurück

Die Zahl der Neuinfektionen 2017 ging demnach in Deutschland um 200 auf 2.700 zurück. Bei der größten Risikogruppe - Männern, die Sex mit Männern haben - sank die Zahl sogar deutlich von 2.300 auf 1.700. Dennoch sei der Kampf gegen HIV und Aids noch lange nicht vorbei, erklärte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU).

Weltweit positiv ist aus Sicht von UNAIDS-Chef Sidibé die wachsende Zahl von Behandlungen. Vier von fünf HIV-Infizierten, die von ihrem Status wüssten, hätten Zugang zu antiretroviralen Medikamenten. Wenn dies rechtzeitig geschehe, könne der Ausbruch von Aids gestoppt werden.

Bei fast der Hälfte der Patienten (47 Prozent) könnten Medikamente den Aids-Erreger so stark eindämmen, dass er im Blut nicht mehr nachweisbar sei, sagte Sidibé. Diese Patienten müssten als Teil der Therapie spezielle Tests machen, die den Virenbestand im Blut exakt abbildeten. Diese Tests müssten in der malawischen Hauptstadt Lilongwe ebenso erhältlich sein wie in London, forderte Sidibé. Auch müssten alle Kinder in Ländern mit hoher HIV-Verbreitung getestet werden. Derzeit sei dies nur bei jedem zweiten Mädchen oder Jungen der Fall.

Geschätzte 37 Millionen Menschen sind HIV-positiv

Insgesamt waren 2017 geschätzte 36,9 Millionen Menschen weltweit HIV-positiv. Davon haben sich 1,8 Millionen Frauen, Männer und Kinder neu angesteckt. 21,7 Millionen HIV-Infizierte hatten Zugang zu einer Behandlung. Die Zahl der Aids-Toten 2017 schätzt UNAIDS auf 940.000.

UNAIDS ist ein Zusammenschluss von 11 UN-Organisationen, deren Ziel die Ausrottung der Immunschwächekrankheit bis spätestens 2030 ist. Der Erreger wird vor allem beim Sex übertragen. Risikogruppen, unter ihnen Prostituierte und Schwule, sind in vielen Ländern kriminalisiert oder stigmatisiert, was Prävention und Behandlung erschwert.

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