Werbung für mehr Organspende wirkt: Die Spenderzahlen steigen wieder an.
epd-bild / Rolf Zöllner
Die Zahl der Organspenden ist in diesem Jahr erstmals seit 2010 wieder gestiegen. Von Januar bis Oktober seien 2.566 Organe gespendet worden, teilte die Deutsche Stiftung Organtransplantation mit.
22.11.2018

In den ersten zehn Monaten des Jahres 2018 wurden 15,5 Prozent Organe gespendet als auf dem historischen Tiefstand des Vorjahreszeitraums (2.222), sagte der Medizinische Vorstand der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO), Axel Rahmel, am Donnerstag in Frankfurt am Main. "Damit ist keine grundlegende Trendwende eingetreten, aber die Zeichen stehen auf frischem Wind", sagte er auf dem 14. Jahreskongress der DSO.

Auch die Zahl der Organspender nahm nach den Worten von Rahmel in diesem Jahr um 15,6 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 681 auf 787 zu. Insbesondere die Kontakte der Spendekrankenhäuser zu Patienten und Angehörigen seien deutlich von 1.876 auf 2.340 gestiegen, gab Rahmel als einen Grund an.

Im EU-Vergleich bleibt Deutschland weiter hinten

Die öffentliche Diskussion habe offenbar zu mehr Sensibilität geführt und dazu, dass Ärzte und Pflegekräfte häufiger an die Möglichkeit von Organspenden dächten. Dennoch gebe es im europäischen Vergleich nur wenige Länder mit weniger Spendern pro eine Million Einwohnern als Deutschland.

Der DSO-Vorstand lobte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) für den Gesetzentwurf zur Änderung des Transplantationsgesetzes. Der Gesetzentwurf sehe verbindliche Vorgaben für die Freistellung von Transplantationsbeauftragten in Krankenhäusern vor und für die Vergütung der Krankenhäuser. Außerdem würden die Spendekrankenhäuser zur Erfassung der Todesfälle mit Hirnschädigung verpflichtet, und die Betreuung der Angehörigen werde verankert. "Wir brauchen eine Kultur der Organspende", forderte der Mediziner.

Debatte über Widerspruchslösung muss weiter gehen

Unabhängig vom Gesetzgebungsverfahren müsse die Diskussion um die Widerspruchslösung weitergehen, forderte Rahmel. Bisher dürfen Organe eines Hirntoten in Deutschland nur entnommen werden, wenn dieser zuvor seine Zustimmung erteilt hat. "Die freiwillige Entscheidungslösung wie bisher hat nicht funktioniert", sagte der Mediziner. Eine künftige Lösung solle die Autonomie der Menschen stärken und die Angehörigen einbinden.

Als Vorbild nannte Rahmel die Niederlande. Dort werde jeder Bürger wiederholt nach seiner Entscheidung zur Organspende gefragt. Die Entscheidung werde in einem Register gespeichert. Erfolge keine Rückmeldung, werde notiert, dass einer Organspende nicht widersprochen wurde. Die Eintragung lasse sich jederzeit online ändern.

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