Original-Fernsehküche von "Lindenstraße"-Serienstar, Else Kling, im Bonner "Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland" (Archivbild)
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Seit drei Jahrzehnten begleitet die "Lindenstraße" zuverlässig jeden Sonntag aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen im Fernsehen. Damit ist es bald vorbei: Die ARD stellt die Kultserie ein. 2020 soll die letzte Folge über den Sender gehen.
16.11.2018

Aus nach fast 35 Jahren: Die ARD-Kultserie "Lindenstraße" wird im März 2020 eingestellt. Dann soll die letzte Folge ausgestrahlt werden, wie der WDR am Freitag in Köln mitteilte. Die Fernsehprogrammkonferenz der ARD hat sich demnach mehrheitlich gegen eine Verlängerung des Vertrags mit der Firma von Serienschöpfer Hans W. Geißendörfer ausgesprochen. Die "Lindenstraße" lief seit Dezember 1985 wöchentlich immer sonntags im Ersten. Geißendörfer und seine Tochter Hana, die die Serie mittlerweile produziert, zeigten sich bestürzt über die Entscheidung.

Programmdirektor Volker Herres sagte zur Begründung, unvermeidbare Sparzwänge und das Zuschauerinteresse seien nicht vereinbar mit den Produktionskosten für eine solch hochwertige Serie. Die Zuschauerzahlen der "Lindenstraße" waren in den vergangenen Jahren zurückgegangen.

Ikone im deutschen Fernsehen

Die Fernsehprogrammkonferenz habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, betonte Herres. "Denn die 'Lindenstraße' ist eine Ikone im deutschen Fernsehen, die uns seit Jahrzehnten begleitet. Sie ist Spiegelbild der Geschichte und Entwicklung unserer Republik".

Hans und Hana Geißendörfer kritisierten die Entscheidung in einem gemeinsamen Statement. "Die 'Lindenstraße' steht für politisches und soziales Engagement, für Meinungsfreiheit, Demokratie, gleiche Rechte für alle und Integration, was in Zeiten von Rechtsruck und Ausländerfeindlichkeit wichtiger ist denn je", teilten die Geschäftsführer der Firma Geißendörfer Film- und Fernsehproduktion mit. "Wir sind bestürzt und können nur unser Unverständnis zum Ausdruck bringen, dass die ARD es offenbar nicht mehr als ihren Auftrag sieht, die Serie fortzusetzen, zu deren Kern es gehört, diese Haltung zu vertreten".

Bundesrepublikanische Realität

Im Namen des WDR dankte Fernsehdirektor Jörg Schönenborn den Produzenten der Serie. "So sehr der Abschied auch schmerzt, können doch alle Beteiligten sehr stolz sein, denn sie haben mit der 'Lindenstraße' geschafft, was keiner anderen deutschen Serie gelungen ist: über Generationen hinweg mitten aus dem Alltag der Menschen heraus große gesellschaftliche und politische Themen abzubilden", sagte Schönenborn.

Die "Lindenstraße" spielt in München. Gedreht wird in den WDR-Studios in Köln-Bocklemünd, wo auch die 150 Meter lange Außenkulisse der "Lindenstraße" steht. Seit der ersten Folge am 8. Dezember 1985 sind unter anderem Marie-Luise Marjan als Helga "Mutter" Beimer und Moritz A. Sachs als Klaus Beimer Teil des Seriencasts. Am vergangenen Sonntag lief die 1695. Episode der Kultserie, die stets für sich beanspruchte, die bundesrepublikanische Realität abzubilden. Für Aufregung sorgte die Serie gerade in den Anfangsjahren, etwa durch einen TV-Kuss zwischen den beiden Serienfiguren Carsten Flöter und Robert Engel.

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