Rettungskräfte bei einem Verkehrsunfall
epd-bild / Gustavo Alabiso
Experten um den Bremer Rechtspsychologen Dietmar Heubrock haben zusammen mit Feuerwehrleuten ein Präventiv-Training entwickelt, um Gewalt gegen Rettungskräfte möglichst gar nicht aufkommen zu lassen.
14.11.2018

"Angriffe bei Einsätzen im öffentlichen Raum und in Wohnungen haben zugenommen", sagte der Leiter des Instituts für Rechtspsychologie der Universität Bremen dem Evangelischen Pressedienst (epd). So berichtete Heubrock von einer tumultartigen Szene im Wohnzimmer, in denen Sanitäter von Angehörigen unter Waffengewalt gezwungen wurden, eine Wiederbelebung fortzusetzen, obwohl der Tod schon eingetreten war.

Rettungskräfte sind auch nach einer Studie des Bochumer Kriminologie-Professors Thomas Feltes am häufigsten von Gewalt betroffen. "Viele haben uns berichtet, dass Angriffe für sie aus dem Nichts kommen", führte der Bremer Psychologie-Professor Heubrock aus. Doch es gebe Vorzeichen und Reaktionsmöglichkeiten. Sein Institut hat deshalb in Kooperation mit der Feuerwehr ein Deeskalationstraining mit Lehrfilmen entwickelt, das ab sofort in Bremen angeboten wird.

Nach Flaschen und Messern Ausschau halten

Heubrock zufolge gibt es derzeit kein vergleichbares Trainingsprogramm in Deutschland. Die Rechtspsychologen raten den Einsatzkräften etwa bei Einsätzen in Wohnungen arbeitsteilig vorzugehen und zunächst nach gefährlichen Gegenständen wie Flaschen und Messern Ausschau zu halten. Sie sollten gegebenenfalls beseitigt werden, betonte Heubrock. Ein Vorzeichen für eine möglicherweise eskalierende Situation in Stresssituationen könne beispielsweise schnelleres Atmen Umstehender sein.

Die Experten vermitteln überdies körperschonende Abwehrtechniken, Aspekte der deeskalierenden Kommunikation und der interkulturellen Kompetenz. So könne es wichtig sein, zunächst mit dem Familienoberhaupt zu sprechen, um die Situation in Ruhe zu erklären. "Wichtig ist es auch zu wissen, wie mit Sterbenden und Toten etwa im arabisch-türkischen Kulturkreis umzugehen ist."

Gewalt gegen Rettungskräfte ist eines der Schwerpunktthemen des X. DRK-Symposiums zur psychosozialen Notfallversorgung an diesem Sonnabend in Bremen. Dazu werden 300 Teilnehmer vornehmlich aus Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten erwartet.

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