Ein Jahr nach der Absetzung des Langzeitherrschers Mugabe bleibt die wirtschaftliche und politische Lage in Simbabwe angespannt. Nachfolger Mnangagwa löste seine Versprechen nicht ein, sagt Expertin Julia Grauvogel.
13.11.2018

Im Jahr eins nach Robert Mugabe sind die Hoffnungen auf einen grundlegenden Wandel in Simbabwe erschüttert: "Es gab hier und da kosmetische Änderungen", sagt Julia Grauvogel vom Hamburger Giga-Institut für Afrika-Studien dem Evangelischen Pressedienst (epd). Insgesamt seien seit dem Abtritt des Langzeitherrschers Mugabe und der Machtübernahme seines einstigen Vizes Emmerson Mnangagwa die alten Strukturen aber nicht aufgebrochen worden.

Oppositionsführer Nelson Chamisa habe dies mit der Aussage "Wir sind im November 2017 einen Diktator losgeworden, aber wir haben nicht die Diktatur abgeschafft!" gut auf den Punkt gebracht, sagt die Politologin. Weder politisch noch wirtschaftlich habe sich viel verändert.

Schon die gewaltsame Niederschlagung von Protesten nach der Präsidentenwahl im Juli habe dies gezeigt. "Das waren wieder die altbekannten Strategien", erklärt Grauvogel. "Nicht umsonst war Mnangagwa ein wichtiger Mastermind hinter dem Unterdrückungsregime Mugabes." Simbabwes Armee wies unterdessen die Vorwürfe zurück, für den Tod mehrerer Oppositioneller nach den Wahlen verantwortlich zu sein.

Reformen, Versöhnung und eine Lösung der Wirtschaftskrise

Das Militär habe im Rahmen der Gesetze gehandelt und die Anweisung gehabt, bei Demonstrationen nicht auf Bürger zu schießen, erklärten Armee- und Polizeiführung laut einem Bericht des Staatssenders ZBC vor einer Untersuchungskommission. Gemäß Amnesty International waren sechs Menschen getötet worden, als Oppositionsanhänger Anfang August vor dem Gebäude der Wahlkommission gegen das Wahlergebnis protestierten.

Mugabe, der sich seit der Unabhängigkeit von Großbritannien 1980 trotz aller Kritik über Jahrzehnte hinweg an der Macht gehalten hatte, war am 21. November 2017 unter dem Druck des Militärs zurückgetreten. Die Amtsgeschäfte übernahm Mugabes langjähriger Gefolgsmann und späterer Kritiker Mnangagwa, der in der Präsidentenwahl im Juli offiziell bestätigt wurde. Mnangagwa versprach Reformen, Versöhnung und eine Lösung der Wirtschaftskrise.

Große wirtschaftliche Möglichkeiten

Doch auch in der Wirtschaft kann Mnangagwa laut Simbabwe-Expertin Grauvogel keinen Durchbruch verbuchen - im Gegenteil: "Die Arbeitslosigkeit ist weiter extrem hoch, bei über 90 Prozent", sagt sie. "Die meisten Menschen leben davon, dass sie hier und da etwas verkaufen, was sie selbst irgendwie erworben haben." Der Ruf nach Investitionen verhalle weitgehend, dafür sei die Infrastruktur des südafrikanischen Landes viel zu desolat. Und da Simbabwe weiter auf Importe angewiesen sei, um die Bevölkerung zu versorgen, verschärfe sich das Außenhandelsdefizit und das Liquiditätsproblem.

Die Vereinten Nationen wiesen auf die großen wirtschaftliche Möglichkeiten Simbabwes hin. Aufgrund des Rohstoffreichtums könnte das Land in wenigen Jahren in der Lage sein, alle Menschen ohne Hilfe von außen zu versorgen, sagte der Landeschef des Entwicklungsprogramms UNDP in Simbabwe, Bishow Parajuli. Er verwies auf die reichen Vorkommen an Gold, Diamanten, Chrom, Nickel, Kupfer und Eisenerz.

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