Gräber auf dem Zentralfriedhof in Wien
epd-bild/Hanno Gutmann
"Viele Menschen spüren schon in der Mitte ihres Lebens eine Furcht vor dem Tod", sagt der Berliner Psychiater und Buchautor Jan Kalbitzer.
13.11.2018

Die Angst vor dem Tod kann nach Angaben des Berliner Psychiaters und Buchautors Jan Kalbitzer ein Auslöser sein, um das Leben eines Menschen zu verbessern. "Viele Menschen spüren schon in der Mitte ihres Lebens eine Furcht vor dem Tod", sagte Kalbitzer in Hannover dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das könne ein Warnzeichen sein, dass mit dem Leben etwas nicht stimme. Kalbitzer ist zurzeit mit seinem neuen Buch "Das Geschenk der Sterblichkeit" in Deutschland zu einer Lesereise unterwegs.

Spagat im Leben im Alter um die 40

Oft sei auf den ersten Blick kein Grund zu erkennen, wenn sich die Furcht vor dem Tod melde, sagte der Psychiater. Doch in der Lebensphase um die 40 Jahre stünden die meisten vielfach unter Druck. Sie seien im Beruf ankommen, gründeten eine Familie oder bauten ein Haus - und müssten im Alltag alles miteinander vereinbaren. "Dieser Spagat überfordert Männer wie Frauen."

Wenn dann plötzlich eine Angst vor dem Tod aufkomme, sei es am besten, mit anderen Menschen darüber zu sprechen. "Allein schon, um zu merken, wie schwer einem das Reden darüber fällt", sagte Kalbitzer. In der Regel deute sich so an, ob therapeutische Hilfe nötig sei oder ob die Menschen allein mit ihrem Problem fertig würden.

Menschen müssten nicht mit jeder Furcht zum Psychologen, erläuterte Kalbitzer. Manchmal würden Diagnosen den Betroffenen nicht gerecht. "Wir Psychiater haben uns im Laufe der Jahre auch für Probleme zuständig gemacht, die in die Familie, zum Pfarrer oder in die Hände guter Freunde gehören." Solange keine schwerwiegenden psychiatrischen Symptome vorlägen, sei es auch gut möglich, sie mit der Hilfe von Freunden zu meistern, ohne einen psychotherapeutischen Standard-Ansatz zu nutzen.

Aus Angst, als psychisch krank zu gelten, behielten viele Menschen allerdings ihre Sorgen für sich. Kalbitzer hält es deswegen für wichtig, dass Psychiater öffentlich mehr aufklären. "Wir sollten zeigen, dass Verwundbarkeit menschlich ist, und lernen, mit ihr umzugehen. Das ist eine Stärke."

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