Die EKD tagt in Würzburg.
epd-bild / Norbert Neetz
Die evangelische Kirche berät in Würzburg, wie sie mehr junge Menschen für sich gewinnen kann. Der EKD-Ratsvorsitzende warnt vor einer "normativen Kraft der Grauhaarigen", will aber auch keinen "bemühten Jugendkult".
11.11.2018

Mit einem Appell zur Öffnung für neue Ideen zum Gewinnen junger Menschen hat am Sonntag in Würzburg die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) begonnen. Das Volk Gottes müsse in all seinen Altersgruppen gemeinsam Kirche gestalten, sagte Bedford-Strohm im Gottesdienst zum Auftakt der Tagung in der Kirche St. Stephan. Weder die "normative Kraft der Grauhaarigen" noch ein "bemühter Jugendkult" dürften in der Kirche vorherrschen.

Alle Menschen suchten in ihrem Leben nach Sinn, und den könne die Kirche vielen Menschen bieten, sagte der bayerische Landesbischof, der an der EKD-Spitze die rund 21,5 Millionen deutschen Protestanten repräsentiert. Viele junge Menschen würden mit der Kirche aber erst einmal eine Institution verbinden, "die ziemlich behäbig ist", eher staatlichen Amtsstrukturen ähnele und in der ziemlich viele Regeln beachtet werden müssten.

"Geist der Freiheit" soll Kirche prägen

Der 58-jährige Bedford-Strohm warb dafür, als Kirche den "Geist der Freiheit" auszustrahlen. Menschen müssten spüren, dass die Kirche ein Ort ist, an dem die Kraft des Glaubens Menschen bewege und die Liebe Reden und Handeln präge. Neue Ideen vor allem junger Menschen bräuchten dabei Platz und Vertrauen, sagte der Repräsentant von rund 21,5 Millionen Protestanten in Deutschland. "Am Anfang kann nicht immer schon klar sein, was das Ergebnis sein soll", sagte Bedford-Strohm.

Die Bindung junger Menschen an die Kirche ist das Schwerpunktthema der Synode, die bis Mittwoch in Würzburg berät. Junge Leute täten sich oft schwer mit der Kirche. Es erscheine manchmal so, als würde man diese Generation nicht mehr erreichen, beklagte Bedford-Strohm. Vier junge Erwachsene traten in dem im ZDF übertragenen Gottesdienst auf, um sich für die Ideen junger Menschen starkzumachen.

Erinnerung an Ersten Weltkrieg

Weitere Themen der Synode sind der digitale Wandel und dessen Konsequenzen für die Kirche sowie der Missbrauch von Kindern und Jugendlichen in der evangelischen Kirche. Die Tagung steht auch im Zeichen historischer Gedenktage. Nach einem gemeinsamen Gedenken am Donnerstagabend mit der jüdischen Gemeinde in Würzburg zum 80. Jahrestag der Reichspogromnacht am 9. November erinnerte Bedford-Strohm am Sonntag im Gottesdienst an den 100. Jahrestag des Endes des Ersten Weltkriegs.

Dabei sagte er, "oft genug" habe die Kirche in der Geschichte ihren eigentlichen Auftrag verraten. Viel zu viele in Kirche und Theologie hätten im Ersten Weltkrieg "in den nationalistischen Taumel eingestimmt", hätten Waffen gesegnet, die zu Millionen Toten geführt hätten, sagte Bedford-Strohm.

Der Synode der EKD gehören 120 gewählte und berufene Mitglieder aus Kirche, Politik und Gesellschaft an. Sie kommt in der Regel einmal im Jahr zusammen, um über aktuelle Themen zu beraten und Gesetze zu beschließen. Die Synode beschließt außerdem den Haushalt der EKD.

Traditionell steht am ersten Tag der Beratungen der Bericht des Ratsvorsitzenden auf der Tagesordnung. Zudem werden zur Begrüßung Gäste aus der Politik erwartet, darunter Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD).

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