Das Boot im vergangenen Jahr
epd-bild/Jens Schlüter
Unbekannte haben ein in der Lutherstadt Wittenberg ausgestelltes Flüchtlingsboot in Brand gesteckt. Es war zur Weltausstellung Reformation im vergangenen Jahr ausgestellt worden.
10.11.2018

In der Lutherstadt Wittenberg ist ein ausgestelltes Flüchtlingsboot bei einem Brandanschlag zerstört worden. Unbekannte Täter hätten das Boot am frühen Samstagmorgen angezündet, teilte die Polizei am Samstag mit. Der Wittenberger Oberbürgermeister Torsten Zugehör (parteilos) verurteilte den Anschlag. Sollte es sich um eine politisch motivierte Tat handeln, wäre dies "ein Tiefpunkt für Wittenberg".

Polizei sucht Zeugen

Derzeit liefen die Ermittlungen in alle Richtungen, sagte ein Polizeisprecher dem Evangelischen Pressedienst (epd). Laut Polizei werden Zeugen für die Tat gesucht.

Das Flüchtlingsboot war im Rahmen der Weltausstellung zum Reformationsjubiläum 2017 in der Lutherstadt in einer Grünanlage ausgestellt worden und im Anschluss dort verblieben. Es hatte im Jahr 2013 insgesamt 244 Frauen, Männer und Kinder unversehrt von Libyen nach Sizilien gebracht.

Auf der Weltausstellung Reformation sollte mit dem Boot auf die Lage von Mittelmeerflüchtlingen aufmerksam gemacht werden. Zudem sollte eine Diskussion zum Umgang mit geflüchteten und asylsuchenden Menschen angeregt werden. Das 23 Tonnen schwere Boot trug den Namen al-bahja (Fröhlichkeit, Freude). Es hatte eine Länge von 15,70 Meter, war 4,70 Meter breit und mit aufgesetzter Kajüte ebenso hoch.

"Denkmal der Menschlichkeit"

In einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz am Samstag sagte Oberbürgermeister Zugehör, das als "Denkmal der Menschlichkeit, Konsequenz und Rechtsstaatlichkeit" bekannte Flüchtlingsboot habe an weiter ungelöste Fragestellungen erinnern sollen. "Eine Erinnerung, die auch nach der Weltausstellung Reformation nichts an seiner Bedeutung verloren hat", betonte Zugehör.

Umso schwerer wiege die Tat einer möglichen Brandstiftung, erklärte der Politiker. Zugehör rief zudem die Nutzer sozialer Medien auf, ihre Worte zu bedenken. "Erst stirbt die Sprache, dann stirbt die Kultur", sagte er und mahnte: "Die Stadt darf nicht gespalten werden."

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