80 Prozent der Lehrer gehen davon aus, dass Schüler mit für sie verstörenden oder beängstigenden Inhalten wie Gewalt, Pornografie oder Horror in Kontakt kommen.
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Viele Lehrer in Deutschland fühlen sich damit überfordert, Kinder und Jugendliche vor Online-Risiken zu schützen. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Dienstag in Berlin veröffentlichte Studie des Vereins Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter (FSM).
06.11.2018

Rund die Hälfte der befragten Lehrkräfte sieht sich selbst nur bedingt zum Schutz der Kinder und Jugendlichen in der Lage. Zugleich befürchten ebenfalls rund 50 Prozent der Befragten negative Folgen der Online-Nutzung bei Heranwachsenden. Die FSM fordert unter anderem mehr Weiterbildungsangebote für Pädagogen, um Kinder und Jugendliche besser unterstützen zu können.

Für die nicht repräsentative Studie wurden 296 Lehrer und pädagogische Fachkräfte in den Bundesländern Bayern, Hamburg und Schleswig-Holstein befragt. Das Hamburger Hans-Bredow-Institut für Medienforschung sowie dem JFF-Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis aus München führten die Untersuchung im Auftrag der FSM durch.

Gewalt, Pornografie oder Horror

Der Studie zufolge gaben 86 Prozent der Lehrer und pädagogischen Fachkräfte an, dass sie Online-Mobbing bei ihren Schülern beobachtet haben. Zudem sind 84 Prozent der Befragen überzeugt, dass Kinder und Jugendliche zu viele Daten von sich im Internet preisgeben. 80 Prozent gehen davon aus, dass Schüler mit für sie verstörenden oder beängstigenden Inhalten wie Gewalt, Pornografie oder Horror in Kontakt kommen.

Trotz dieser Sorgen sehen sich laut Untersuchung nur die Hälfte der Lehrkräfte in der Lage, die jungen Menschen, mit denen sie zusammenarbeiten, vor Online-Risiken zu schützen. Die Verantwortung für den Jugendmedienschutz liegt nach Ansicht der Lehrer vor allem bei den Eltern, den Anbietern von Online-Angeboten sowie den Behörden.

FSM-Geschäftsführer Martin Drechsler sprach sich dennoch für mehr Weiterbildungsmöglichkeiten für Lehrer und pädagogische Fachkräfte aus. Unter anderem müssten an Schulen das Wissen über technische Jugendmedienschutzvorrichtungen verbessert werden. Dies betreffe etwa die Aktivierung von altersbezogenen Beschränkungen bei Online-Angeboten oder Informationen über bereits bestehende Beratungsanlaufstellen.

"Teach your Teacher"

Drechsler schlug auch generationsübergreifende Fortbildungsformate vor. Nach dem Motto "Teach your Teacher" könnten Kinder und Jugendliche den Pädagogen realistische Einblicke in ihre Online-Welt geben und dabei die Chancen, Potenziale und Herausforderungen benennen. Lehrer sollten kritisch reflektierend die jungen Menschen beim Umgang mit Online-Risiken begleiten, betonte der FSM-Geschäftsführer.

Die FSM ist für Unternehmen und Politik ein Ansprechpartner beim Jugendschutz im Internet. Zu ihren Zielen zählen die rechtliche, technische und pädagogische Beratung der Mitglieder, eine Beschwerdestelle für Online-Inhalte sowie die Medienkompetenzförderung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Innerhalb des durch den Jugendmedienschutz-Staatsvertrag (JMStV) 2003 eingeführten Systems der regulierten Selbstregulierung ist die FSM anerkannte Selbstkontrolleinrichtung für den Bereich Telemedien.

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