Johannes-Wilhelm Rörig
epd-bild / Andreas Schoelzel
Das nach dem Missbrauchsskandal von 2010 geschaffene Amt eines Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs wird zur Dauereinrichtung.
19.10.2018

Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) teilte am Freitag in Berlin mit, der Arbeitsstab werde unbefristet mit 25 Beschäftigten ausgestattet. Bisher war die Amtszeit des Missbrauchsbeauftragten Johannes-Wilhelm Rörig bis März 2019 befristet. Die Koalition hatte sich aber auf eine Verstetigung des Amtes verständigt. Giffey erklärte, Opfern sexualisierter Gewalt zu helfen, sei eine Daueraufgabe.

Der ehrenamtlich tätige Betroffenenrat beim Missbrauchsbeauftragten soll ebenfalls weiterarbeiten können. Die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs in Deutschland soll bis Ende 2023 abgesichert werden. Bisher war die Arbeit der Kommission unter Leitung der Frankfurter Erziehungswissenschaftlerin Sabine Andresen ebenfalls bis März 2019 befristet. Das Gremium hatte seine Arbeit Anfang 2016 aufgenommen. Es sammelt die Schilderungen Betroffener, veranstaltet öffentliche Hearings und treibt in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern die unabhängige Aufarbeitung voran.

Unabhängige Aufarbeitung der kirchlichen Missbrauchsfälle

Die erste Missbrauchsbeauftragte war die frühere Bundesfamilienministerin Christine Bergmann (SPD). Rörig wurde 2011 ihr Nachfolger. Dem Juristen gelang es in den vergangenen Jahren, das Thema in der Öffentlichkeit zu halten und mit zahlreichen Dachverbänden und Institutionen Selbstverpflichtungen zur Prävention von Missbrauch etwa in Schulen, Sportvereinen oder Kirchengemeinden abzuschließen.

Rörig fordert eine unabhängige Aufarbeitung der kirchlichen Missbrauchsfälle und größere Anstrengungen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexueller Gewalt und Gewaltbildern im Internet sowie mehr Möglichkeiten für Ermittler im Darknet. Laut polizeilicher Kriminalstatistik wurden im vorigen Jahr 13.500 Kinder und Jugendliche Opfer von sexualisierter Gewalt und Ausbeutung. Das Dunkelfeld ist weit größer. Die Weltgesundheitsorganisation geht für Deutschland von einer Million betroffener Jungen und Mädchen aus. Rechnerisch sind das zwei Kinder pro Schulklasse.

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