Frauen dreschen in Gihanga in Brundi, Getreide.
epd-bild/Bettina Ruehl
Mehr als 800 Millionen Menschen weltweit haben nicht genug zu essen, viele treibt der Hunger in die Flucht. Die FAO will deswegen die Landwirtschaft in armen Länder stärken. Auch Ministerin Klöckner fordert Ernährungssicherheit.
15.10.2018

Die UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) hat an die Staatengemeinschaft appelliert, Fluchtursachen wirksamer zu bekämpfen. "Das Ziel muss sein, Migration zu einer Alternative, nicht zu einer Notwendigkeit zu machen", erklärte FAO-Generaldirektor José Graziano da Silva in einem am Montag in Rom veröffentlichten Bericht über Ernährung und Landwirtschaft. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) betonte beim Welternährungsausschuss in Rom, Ernährungssicherheit sei entscheidend für Frieden und gesellschaftliche Stabilität.

Bisherige Zwänge zur Migration könnten mit Hilfe von Entwicklungs-, Wirtschafts- und Landwirtschaftspolitik bekämpft werden, hieß es in dem FAO-Bericht. Die Organisation forderte mehr Bemühungen um Frieden und um eine Stärkung der Widerstandsfähigkeit der einzelnen Bevölkerungen. So seien Gemeinschaften besser auf Krisensituationen vorbereitet, und die Menschen seien nicht mehr zur Migration gezwungen.

Anders als öffentlich wahrgenommen übersteige die Zahl der Binnenmigranten mit rund einer Milliarde Menschen in Entwicklungsländern die Zahl derjenigen, die vor Armut, Verfolgung und Konflikten ins Ausland flüchten, hieß es. Investitionen in die Landwirtschaft in ländlichen Gebieten, aus denen 80 Prozent der Migranten in Entwicklungsländern stammen, könnten den Migrationsdruck mindern.

Bleibeperspektiven für die Menschen

Arme Länder mit einem gewissen Grad an Entwicklung sollten dem Bericht zufolge verstärkt in Verbindungen zwischen ländlichen Gebieten und mittleren Städten investieren, um Bleibeperspektiven für die Menschen zu eröffnen. Viele Migranten suchten zunächst nach Arbeitsmöglichkeiten in anderen Regionen des eigenen Landes, bevor sie ins Ausland gingen, betonten die Autoren. Demnach ist die Wahrscheinlichkeit einer Auswanderung ins Ausland bei Bewohnern aus besonders armen Ländern nach einer Binnenmigration fünf Mal höher als bei anderen Bewohnern des gleichen Landes.

Klöckner betonte, ein leerer Magen finde keinen Frieden. Hunger sei Krieg, zitierte die CDU-Politikerin sinngemäß den früheren Bundeskanzler Willy Brandt (SPD).

Es sei alarmierend, dass die Zahl der Hungernden nach einer positiven Entwicklung in den vergangenen drei Jahren auf 821 Millionen gestiegen sei, beklagte die Ministerin. Das in Deutschland anerkannte Recht auf angemessene Nahrung dürfe nicht nur auf dem Papier bestehen. Die Weltgemeinschaft müsse sich fragen, wie sie dieses Recht umsetzen könne.

Entwicklung freiwilliger Leitlinien

Ernährungssicherung bedürfe einer nachhaltigen, ressourcenschonenden und produktiven Landwirtschaft, die dem Klimawandel gewachsen sei, erklärte Klöckner. Deutschland werde in diesem Zusammenhang die Entwicklung freiwilliger Leitlinien zu Lebensmittelsystemen und Ernährung des FAO-Welternährungsausschusses mit einer halben Million Euro unterstützen.

Die Ministerin forderte zugleich einen verstärkten Einsatz zur Entwicklung der Landwirtschaft in armen Ländern. Moderne Anbaumethoden, die auch bei den zahlreichen Kleinbauern dort eingesetzt werden könnten, seien Teil einer wirksamen Bekämpfung der Ursachen von Migration und Terrorismus. "Es hilft nicht, eine große Festung Europa zu bauen", mahnte die CDU-Politikerin. "Wir würden es nicht anders machen, wenn wir Hunger hätten, würden wir uns auf den Weg machen."

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