Die in Pakistan wegen Blasphemie zum Tode verurteilte Christin Asia Bibi kann weiter hoffen: Das Oberste Gericht in Islamabad kündigte laut Medienberichten an, die Entscheidung über Bibis Berufung solle zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgegeben werden.
08.10.2018

Zuvor hatte das Gericht erstmals den Fall angehört. Die fünffache Mutter war 2009 nach einem Dorfstreit um ein Glas Wasser wegen Gotteslästerung angezeigt worden. Ein Gericht verurteilte Bibi 2010 zum Tode.

Ein Jahr später wurde der Gouverneur der Punjab-Provinz, Salman Taseer, von seinem eigenen Bodyguard umgebracht, weil er sich für eine Freilassung der Christin eingesetzt hatte. Das Oberste Gericht hatte bereits 2016 den Fall erörtern wollen. Doch weil einer der Richter es wegen Befangenheit ablehnte, den Fall der 47-Jährigen zu hören, musste ein neues Richtergremium eingesetzt werden.

Richter Asif Saeed Khosa stellte laut pakistanischen Medienberichten nach der Befragung von Bibis Anwalt fest, dass der muslimische Prediger, der Bibi wegen Blasphemie angezeigt hatte, selbst nicht gehört habe, dass Bibi gotteslästernde Worte gebraucht habe. Denn der Mann sei nicht Zeuge des Geschehens gewesen.

Knapp zwei Prozent der Bevölkerung

Bibi hat die Vorwürfe gegen sich stets bestritten. Sie und ihre Familie waren die einzigen Christen in ihrem Dorf unweit der ostpakistanischen Stadt Lahore. In dem islamischen Land mit 200 Millionen Einwohnern machen Christen knapp zwei Prozent der Bevölkerung aus.

Trotz widersprüchlicher Zeugenaussagen sah ein Gericht 2010 in Lahore den Vorwurf gegen Bibi als erwiesen an und verhängte die Todesstrafe. Die Christin sitzt seit fast einem Jahrzehnt in Haft. Berufungen gegen das Urteil scheiterten bislang ebenso wie Gnadenappelle an den pakistanischen Präsidenten. Das Oberste Gericht in Islamabad entschied 2015, eine Berufung Bibis gegen das Todesurteil zuzulassen, doch die Anhörung wurde allein 2015 zwei Mal verschoben.

Racheakte und Behördenwillkür

Pakistans drakonisches Blasphemie-Gesetz sieht bei Gotteslästerung unter anderen die Todesstrafe vor. Das islamische Land hat bislang jedoch niemanden wegen Blasphemie hingerichtet. Allerdings bedeutet bereits der Vorwurf der Gotteslästerung Lebensgefahr. Immer wieder kommt es in solchen Fällen zu Lynchjustiz und Rachemorden. In Pakistan warten zurzeit knapp 20 Menschen wegen Blasphemie auf ihre Hinrichtung.

Menschenrechtler fordern seit langem eine Gesetzes-Reform, weil der Blasphemie-Paragraph immer wieder für Racheakte und Behördenwillkür missbraucht wird. Doch alle Versuche, das Gesetz zu ändern, scheiterten stets am Widerstand religiöser Hardliner in Pakistan. Zwei prominente Politiker wurden 2011 ermordet, weil sie eine Lockerung forderten. Nach dem Mord an dem liberalen Gouverneur Taseer Anfang Januar 2011 wurde zwei Monate später der Minister für religiöse Minderheiten getötet, der Christ Shahbaz Bhatti. Er hatte sich ebenfalls für Asia Bibi eingesetzt.

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