Nach einer Talkshow über die Gleichberechtigung von Frauen im Sudan hat ein Moderator des deutschen Auslandssenders Deutsche Welle Drohungen erhalten. Der Journalist hat bereits das Land verlassen.
24.09.2018

Der deutsche Journalist Jaafar Abdul-Karim halte sich nicht mehr im Sudan auf, sagte ein DW-Sprecher dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Montag in Bonn: "Wir tun unser bestes für den Schutz unseres Moderators". Details wurden aus Sicherheitsgründen nicht genannt. Auch gegen den DW-Partnersender vor Ort, Sudania 24, habe es Gewaltandrohungen gegeben. Das Gebäude sei unter Polizeischutz gestellt worden. Der Sprecher bestätigte damit Medienberichte vom Wochenende.

In der Diskussionssendung "Shababtalk" hatte die 28-jährige Weam Shawky eine Unterdrückung und Schikanierung von Frauen in Nordafrika angeprangert. "Wenn ich auf die Straße gehe und ein Mann mich wie ein Objekt behandelt und nicht wie ein menschliches Wesen, dann ist die Person verwerflich, die ihm das Recht gibt, mich zu belästigen - und nicht die Kleidung, die ich trage", sagte Shawky zu dem islamischen Geistlichen Mohammed Osman Saleh.

Heikle Themen direkt angesprochen

Themen der Jugend-Talkshow unter dem Titel "Was wollen sudanesische Frauen?" waren auch die legale Eheschließung mit Mädchen ab zehn Jahren und Genitalverstümmelung in dem Land zwischen Ägypten und dem Roten Meer. In den sozialen Medien gab es neben den Drohungen allerdings auch viel Unterstützung für Shawky.

Laut DW hält Moderator Abdul-Karim die positiven Reaktionen auf die Sendung für weit wichtiger als die Drohungen: "Religionsvertreter greifen zur Hasssprache. Aber es ist motivierend zu sehen, dass gerade die junge Generation sich für die Durchsetzung von Frauenrechten ausspricht und uns unterstützt." Das Thema der Sendung sei gewählt worden, weil viele Frauen darum gebeten hätten, über "die tägliche Ungleichbehandlung und Diskriminierung, die sie erfahren" zu sprechen. "Wir machen die Sendung, um den vielen Menschen eine Stimme zu verleihen, die sonst bei diesen wichtigen Themen nicht gehört werden", sagte der Journalist.

Video wurde über eine Million mal geklickt

Zwar habe Sudania 24 die Sendung nicht ausgestrahlt, das Video sei online allerdings mehr als eine Million mal angeklickt worden. In sudanischen Zeitungen äußerten sich vor allem Vertreter konservativer Ansichten. Auch mehrer Imame seien in ihren Freitagspredigten auf die Sendung eingegangen. Der Prediger Abdel Hay Youssef habe es als "Frechheit" bezeichnet, dass eine junge Frau in der Talkshow "ohne ein Kopftuch zu tragen und mit lauter Stimme" die Gleichberechtigung von Mann und Frau verlangt hatte.

Die Deutsche Welle ist ein aus Steuermitteln des Bundes finanzierter Auslandssender. Die DW sendet weltweit fünf TV-Programme: DW auf Englisch, DW (Deutsch+) auf Deutsch und Englisch, DW (Deutsch) für Asien und Europa, DW (Español) auf Spanisch sowie DW (Arabia) auf Arabisch. Zudem gibt es multimediale Angebote in 30 Sprachen.

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