In der Kindertagesstätte
epd-bild/Kathrin Doepner
Bundesweit hat sich die Kita-Qualität bei der Betreuung verbessert. Regional gibt es laut einer Studie allerdings große Unterschiede. Die Bertelsmann Stiftung fordert daher bundesweit einheitliche Standards.
28.08.2018

Im Osten Deutschlands betreut eine Fachkraft im Durchschnitt doppelt so viele Kinder wie im Westen. "Die Kita-Qualität hat sich bundesweit verbessert - die Kluft zwischen den Ländern ist allerdings geblieben", sagte der Vorstand der Bertelsmann Stiftung, Jörg Dräger, am Dienstag in Gütersloh bei der Vorstellung des Ländermonitors für frühkindliche Bildung. Er mahnte bundesweit einheitliche Qualitätsstandards an, was Sozialverbände und die Gewerkschaft GEW befürworteten. Der Deutsche Städtetag äußerte sich hingegen skeptisch.

In Ostdeutschland kamen im vergangenen Jahr den Angaben zufolge sechs Kinder unter drei Jahren auf eine Betreuungskraft, in Westdeutschland waren es 3,6 Kinder. Fünf Jahre zuvor waren es 6,4 Jungen und Mädchen im Osten und 3,9 in Westen. Den besten Personalschlüssel hat Baden-Württemberg (3), Schlusslicht ist Sachsen-Anhalt (6,4). Allerdings würden in Ostdeutschland traditionell deutlich mehr Kinder unter drei Jahren in Krippen betreut, hieß es.

Auch bei den älteren Kita-Kindern liegt Baden-Württemberg mit einem Verhältnis von einer Fachkraft zu sieben Kindern vorn. Das ungünstigste Betreuungsverhältnis hat Mecklenburg-Vorpommern mit 13,4 Kinder pro Fachkraft. Die Experten der Bertelsmann Stiftung empfehlen ein Betreuungsverhältnis von einer Fachkraft für drei unter dreijährige Kinder beziehungsweise für 7,5 ältere Kinder.

"Schneckentempo muss Ende haben"

Die Stiftung forderte bundesweit einheitliche Qualitätsstandards für Kitas. So sollten Bund und Länder in den Verhandlungen zum Gute-Kita-Gesetz eine Verbesserung der Personalschlüssel und Leitungsausstattung auf den Weg bringen, hieß es. Das Gesetz soll unter anderem zu einer Senkung der Gebühren beitragen und den Betreuungsschlüssel verbessern. Bis 2022 will die Bundesregierung den Ländern rund 5,5 Milliarden Euro zur Verfügung stellen. Nach Einschätzung der Bertelsmann Stiftung wären jedoch jährlich 8,7 Milliarden Euro nötig.

Einheitliche Standards forderten auch Sozialverbände und die Gewerkschaft GEW. Das Schneckentempo bei der Verbesserung der Kita-Qualität müsse ein Ende haben, kritisierte der Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes, Holger Hofmann. Zusätzlich zu den erforderlichen Investitionen für mehr Kita-Plätze sei ein Investitionsprogramm von jährlich fünf Milliarden Euro zur Verbesserung der Betreuungsqualität nötig. Die Arbeiterwohlfahrt mahnte zudem eine bessere Bezahlung für Erzieherinnen an, um den Beruf attraktiv zu machen.

Verbindliches Gesetz auf den Weg bringen

Die GEW-Vorsitzende Marlis Tepe forderte in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Mittwoch), der Bund müsse ein für alle Länder verbindliches Gesetz auf den Weg bringen, um unterschiedliche Standards anzugleichen. Zudem müsse er jährlich zehn Milliarden Euro zusätzlich in die Qualität der Kitas investieren.

Dagegen lehnte der Deutsche Städtetag bundeseinheitliche Standards ab. Diese würden den sehr unterschiedlichen Konzepten der Kitas vor Ort nicht gerecht, sagte Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy. Für die Qualitätsverbesserung müsse der Bund dauerhaft Mittel zur Verfügung stellen. Die bislang in Aussicht gestellten 5,5 Milliarden Euro reichten nicht aus.

Grundlage des jährlich aktualisierten Ländermonitors sind Auswertungen von Daten der statistischen Ämter des Bundes und der Länder aus der Kinder- und Jugendhilfestatistik sowie weiteren Statistiken. Stichtag war der 1. März 2017.

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