Rund ein halbes Jahr nach der Ermordung des slowakischen Investigativjournalisten Ján Kuciak und seiner Verlobten hat "Reporter ohne Grenzen" den Fortgang der Ermittlungen kritisiert.
24.08.2018

"Sechs Monate nach dem Mord haben die slowakischen Ermittler immer noch keine glaubwürdigen Ergebnisse präsentiert", sagte der Geschäftsführer der deutschen Sektion der Journalistenorganisation, Christian Mihr, am Freitag in Berlin. Der mangelnde Fortschritt bei den Ermittlungen zu einem Journalistenmord in einem EU-Staat sei erschreckend.

Kuciak und seine Verlobte waren am 25. Februar in ihrem Haus in Velkej Maci im Westen der Slowakei tot aufgefunden worden. Das Paar war vier Tage zuvor erschossen worden. Der Investigativreporter des Nachrichtenportals "Aktuality.sk" hatte zuletzt zu Verstrickungen zwischen Politik und organisiertem Verbrechen recherchiert. Er hatte sich auf die Themen Korruption und Steuerhinterziehung spezialisiert. "Die Verantwortlichen für dieses abscheuliche Verbrechen dürfen nicht straffrei davonkommen", betonte Mihr.

Mord löste Regierungskrise aus

Die Ermordung des 27-jährigen Journalisten hatte in dem osteuropäischen Land massive Proteste ausgelöst. Es kam zu einer Regierungskrise, die unter anderem zum Rücktritt von Ministerpräsident Robert Fico führte.

Ende vergangener Woche hatten mehr als 300 slowakische Journalisten eine gemeinsame Stellungnahme veröffentlicht, in der sie die Unabhängigkeit der Ermittlungen anzweifeln. Kuciak habe auch über die Mafia geschrieben, die Kontakte zu engen Vertrauten von Ex-Ministerpräsident Fico gehabt habe, hieß es. Zugleich hätten verbale Attacken von führenden Politikern auf Journalisten nach dem Mord zugenommen. Die Slowakei wird von einer Dreiparteienkoalition unter sozialdemokratischer Führung regiert.

Der Fall Kuciak war bereits der zweite Journalistenmord in einem EU-Mitgliedsstaat innerhalb nur weniger Monate. Im Oktober 2017 war die maltesische Reporterin Daphne Caruana Galizia bei einem Autobombenanschlag getötet worden. Auch in diesem Fall werfen Kritiker den maltesischen Behörden vor, nur halbherzig zu ermitteln.

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