Hans Michael Heinig
epd-bild/Daniel Moeller/Georg-August-Universitaet
Der Staatskirchenrechtler Hans Michael Heinig begrüßt den Vorstoß von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) für eine neue Religionsdebatte. Es sei wichtig, das Gespräch mit allen religiösen Gemeinschaften zu suchen.
24.08.2018

"Wir brauchen in Deutschland dringend niveauvollere Diskussionen über die Rolle der Religion und ihr Verhältnis zum Staat", sagte der Leiter des Kirchenrechtlichen Instituts der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Jüngste Debatten wie etwa um den bayerischen Kreuz-Erlass oder die Seehofer-Aussage, dass der Islam nicht zu Deutschland gehöre, kritisierte Heinig als nicht ausreichend differenziert.

Seehofer hatte sich in einem am Donnerstag erschienenen "Welt"-Gastbeitrag für eine gesellschaftliche Debatte über die Rolle der Religion und ihr Verhältnis zum Staat ausgesprochen. Er kündigte zugleich an, er werde das Gespräch mit allen relevanten religiösen Gemeinschaften suchen. "Die Zuwanderung von Menschen aus unterschiedlichen Herkunftsstaaten, mit unterschiedlicher religiöser und kultureller Prägung, hat zu erheblichen Herausforderungen geführt, die auch das Verhältnis zwischen Religion und Staat betreffen", schrieb der CSU-Vorsitzende.

"Sehr allgemeine Beobachtungen"

Seehofer treffe in seinem Beitrag "sehr richtige, allgemeine Beobachtungen", sagte Heinig. In den vergangenen Jahrzehnten habe nicht nur die religiöse Bindung der Menschen abgenommen. Seitdem in den 1960er Jahren Gastarbeiter nach Deutschland gekommen sind, habe die Gesellschaft auch einen religiösen Pluralisierungsprozess erlebt. Deshalb hält Heinig vor allem Seehofers Anspruch, das Gespräch mit allen relevanten religiösen Gemeinschaften suchen zu wollen, für wichtig.

"Es wird nicht genügen, nur mit den beiden großen christlichen Kirchen und zwei muslimischen Verbänden ein Gesprächsforum zu entwickeln", sagte der Göttinger Universitätsprofessor. Ein Großteil der in Deutschland lebenden Muslime sei nicht in den Verbänden organisiert. Ebenso wenig sei die Mehrheit der Konfessionslosen Mitglied im Humanistischen Verband. Um die Gegenwartslage unserer Gesellschaft aber adäquat abbilden zu können, müsse die Politik alle Interessen in dem Arrangement zwischen Staat und Religionsgemeinschaften einbinden, erläuterte Heinig.

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