Die Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche" fordert tiefgreifende Reformen in der katholischen Kirche, um sexuellem Missbrauch vorzubeugen.
24.08.2018

"Dazu gehören Strukturreformen auf allen Ebenen, die Reform des Kirchenrechts und eine Korrektur des selbstbezogenen Klerikalismus", erklärte "Wir sind Kirche" am Freitag in München. Wenn die Kirche ihre Glaubwürdigkeit nicht verlieren wolle, sei dieser "Kulturwechsel" nötig.

Die katholische Bewegung begrüßte das Schreiben von Papst Franziskus und bezeichnete es als "ehrliches und äußerst bemerkenswertes Schuldeingeständnis". Dass der Papst den Brief an das "Volk Gottes" gerichtet habe, bedeute nicht, dass er das gesamte Kirchenvolk in die Verantwortung für Fehlentscheidungen einbeziehe. "Vielmehr macht er in aller Deutlichkeit bewusst, dass der erforderliche grundlegende Kulturwandel von den ganzen Klerikern alleine nicht zu leisten ist", hieß es. Die katholische Kirche sei auf das aktive Mitwirken aller Gläubigen angewiesen.

"Klerikalismus" als Ursache benannt

Papst Franziskus hatte sich am Montag als Reaktion auf den veröffentlichten Missbrauchsbericht der katholischen Kirche in Pennsylvania in einem Brief an alle Christen weltweit selbstkritisch zum Umgang der Kirche mit Missbrauchsfällen geäußert. Mit dem Eingeständnis rief er zugleich Gläubige zu Bußübungen im Gebet und Fasten auf. Das Bewusstsein der Sünde helfe, die Fehler anzuerkennen und in der Gegenwart "stärker für einen Weg erneuerter Umkehr" einzutreten. Insbesondere machte Papst Franziskus einen "Klerikalismus" für Tausende von Missbrauchsfällen verantwortlich.

Auch die Kirchenvolksbewegung kritisierte den Klerikalismus und forderte die Aufhebung der Trennung in Kleriker und Nichtkleriker. Diese Spaltung sei biblisch nicht zu begründen und habe "katastrophale Folgen". Außerdem müsse die kirchliche Sexuallehre überarbeitet werden.

Die Kirchenbewegung "Wir sind Kirche" ging aus einem 1995 in Österreich gestarteten Kirchenvolksbegehren hervor und setzt sich nach eigenen Angaben für eine Erneuerung der römisch-katholischen Kirche auf Basis des Zweiten Vatikanischen Konzils ein. Die Bewegung wurde 1996 in Rom gegründet und ist derzeit in mehr als 20 Ländern vertreten.

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Plain text

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.