Ein Flüchtling aus Eritrea arbeitet im Ausbildungszentrum der Badischen Stahlwerke in Kehl.
epd-bild/Winfried Rothermel
Der Migrationsexperte Herbert Brücker hält es für sinnvoll, den Zugang für abgelehnte Asylbewerber zum deutschen Arbeitsmarkt zu erleichtern.
17.08.2018

Für abgelehnte Asylbewerber gibt es nach Angaben des Migrationsexperten Herbert Brücker im Aufenthaltsrecht bereits Wege in den Arbeitsmarkt. Ein "Spurwechsel", wie er derzeit diskutiert wird, sei im Normalfall nach acht Jahren, bei minderjährigen Kindern im Haushalt nach sechs Jahren möglich, sagte der Forscher am Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) dem Evangelischen Pressedienst (epd). Außerdem existiere eine Sonderregelung für Jugendliche, die sich seit vier Jahren im Land aufhalten und eine Ausbildung oder ein Studium absolvieren wollen: "Es geht also um eine Verkürzung dieser Fristen", unterstrich Brücker.

Von einem "Spurwechsel", der im geplanten Einwanderungsgesetz geregelt werden müsse, könnten das Einwanderungsland und die abgelehnten Asylbewerber profitieren: "Es ist volkswirtschaftlich ein Gewinn, wenn Menschen hier arbeiten, Steuern und Abgaben bezahlen und keine Transferleistungen beziehen."

Bedenken wegen zusätzlicher Einwanderungsanreize

Die Forschung zeige, dass Personen, die bereits seit Jahren in Deutschland gearbeitet hätten, "auch für die Zukunft eine günstige Beschäftigungsperspektive haben". Brücker warnte zugleich vor möglichen Pull-Effekten, also zusätzlichen Einwanderungsanreizen. "Bei einer intelligenten Ausgestaltung des Gesetzes können diese aber stark reduziert werden."

Die meisten Flüchtlinge übten zunächst Helfertätigkeiten aus, aber der Anteil der Fachkrafttätigkeiten sei höher, als die beruflichen Abschlüsse vermuten lassen. Das hänge damit zusammen, dass viele Herkunftsländer keine mit dem deutschen Ausbildungssystem vergleichbaren Berufsabschlüsse kennen, aber viele Flüchtlinge dennoch qualifizierte Tätigkeiten ausgeübt haben. Deshalb sollten laut Brücker bei einem Spurwechsel auch Personen berücksichtigt werden, die eine Helfertätigkeit ausüben, sofern ihre Beschäftigungsperspektive günstig ist und sie ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten können.

Sprache wichtig für Integration

Brücker: "Für eine günstige Beschäftigungsprognose müsste eine Phase von mindestens zwei bis drei Jahren vorausgesetzt werden, in denen die Person überwiegend erwerbstätig war und keine Leistungen der Arbeitslosenversicherung und der Grundsicherung in Anspruch genommen hat." Auch seien Sprachkenntnisse ein wichtiges Kriterium für die Nachhaltigkeit der Integration.

"Die Pull-Effekte können stark verringert werden, wenn man den Spurwechsel erst mit einer erheblichen zeitlichen Verzögerung ermöglicht, etwa drei bis vier Jahre nach dem Zuzug." Auch könne man durch Stichtagsregelungen oder Amnestien rückwirkend für bestimmte Gruppen den Spurwechsel ermöglichen, aber zunächst nicht für Neuzuwanderer. "Je höher die Ungewissheit, dass man in den Genuss der Regelung kommt, umso geringer sind die Anreizeffekte."

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