US-Präsident Donald Trump
epd-bild/Cristian Gennari/Agenzia Romano Siciliani
Mehr als 300 Zeitungsredaktionen in ganz Amerika sind einem Aufruf des "Boston Globe" gefolgt und haben sich gemeinsam gegen Donald Trumps permanente Medienschelte gestellt. Der Präsident reagierte mit "Fake News"-Vorwürfen - wie üblich via Twitter.
16.08.2018

Mit abgestimmten Leitartikeln haben sich mehr als 300 US-Zeitungen gegen die Beschimpfungen der Medien durch US-Präsident Donald Trump gestellt. Zu der ungewöhnlichen Kampagne mit dem Titel #FreePress hatte die Tageszeitung "Boston Globe" aufgerufen. "Der schmutzige Krieg gegen die freie Presse muss aufhören", forderte das Blatt. Der Präsident äußerte sich am Donnerstagmorgen (Ortszeit) auf Twitter zu der Aktion. Trump sprach dabei erneut von "Fake News-Medien", die er als "Oppositionspartei" bezeichnete. "Aber wir werden gewinnen!", schrieb Trump.

Die Editorials erschienen am Donnerstag, manche bereits online am Mittwoch. An der Aktion beteiligten sich große Zeitungen, darunter "New York Times", "Denver Post", "Miami Herald" und "Dallas Morning News", aber auch zahlreiche kleinere Lokalzeitungen.

Trump: "Ehrlichkeit siegt!"

In einem weiteren Tweet betonte Trump, er wünsche sich für sein Land nichts so sehr wie wahre Pressefreiheit. Die Presse sei frei, zu schreiben was sie wolle. Viel von dem, was sie verbreite, sei jedoch "Fake News", verfolge eine politische Agenda oder sei ein Versuch, Menschen zu verletzen. "Ehrlichkeit siegt!", schrieb Trump. Er griff zudem den "Boston Globe" als Initiatior der Aktion an. Der Präsident hatte in den vergangenen Wochen seine Attacken auf die Medien verschärft, die seine Erfolge herunterspielen würden.

Die "Bangor Daily News" aus dem Bundesstaat Maine kommentierte, die Redaktion mache sich keine Illusionen, dass der Angriff auf die Medien aufhören werde. Wenn die Regierung Journalisten nicht möge, liege das vermutlich daran, dass diese ihre Arbeit richtig machten. Die "Chicago Sun Times" vermerkte, Politiker in Schwierigkeiten schlügen immer auf die Medien ein. Trump habe bei Kundgebungen geradezu zur Gewalt gegen Reporter angespornt.

Dem Aufruf des "Boston Globe" stellten sich jedoch einige US-Zeitungen auch entgegen. Präsident Trump habe das Recht der Redefreiheit "genauso wie seine medialen Gegner", kommentierte das "Wall Street Journal", das sich nicht an der Aktion beteiligte. Ein Leitartikel in der "Baltimore Sun" warnte, dass eine "koordinierte" Stellungnahme gegen Trump möglicherweise das Narrativ bestärke, dass sich Medien gegen den Präsidenten verbündet hätten.

Die "Capital-Journal" in Topeka in Kansas hatte sich vor der Präsidentschaftswahl in November 2016 als eine der wenigen US-Zeitungen für Trump ausgesprochen. Im Fernsehsender CNN erläuterte Herausgeber Stephen Wade, warum seine Zeitung dennoch an der Kampagne teilnahm: "Uns als Volksfeinde hinzustellen, ist einfach nicht richtig."

Deutscher Journalisten-Verband solidarisch

Die internationale Journalistenorganisation "Reporter ohne Grenzen" lobte die #FreePress-Kampagne. Sie benenne Trumps feindselige Rhetorik als das, was sie sei, nämlich eine Gefahr für die Pressefreiheit, erklärte die Leiterin des Nordamerika-Büros der Organisation, Margaux Ewen. Für den Deutschen Journalisten-Verband (DJV) erklärte sich der Bundesvorsitzende Frank Überall solidarisch mit den US-Zeitungen. "Die USA galten uns in Deutschland immer als Hort der Pressefreiheit", betonte Überall.

Laut einer aktuellen Umfrage des Marktforschungsinstituts Ipsos sind 85 Prozent der US-Amerikaner der Ansicht, Pressefreiheit sei grundlegend wichtig für die Demokratie. 26 Prozent der Befragten und gar 43 Prozent der befragten Republikaner schlossen sich jedoch der Aussage an, der Präsident sollte Vollmachten haben, um Medienunternehmen zu schließen, die sich "schlecht verhalten". 79 Prozent der Republikaner sind der Ansicht, die "Mainstream-Medien" verhielten sich unfair gegenüber Trump.

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