Ärzte bei einer Operation
epd-bild / Werner Krüper
Das Aktionsbündnis Patientensicherheit und der Verband der Ersatzkassen haben eine neue Initiative für mehr Patientensicherheit angemahnt. Es gebe erheblichen Verbesserungsbedarf in allen Bereichen des Gesundheitswesens, hieß es bei der Vorstellung des "Weißbuches Patientensicherheit".
16.08.2018

Die beiden Partner formulierten sieben Forderungen, mit denen sich etwa im Bereich Hygiene in Kliniken Fortschritte erzielen ließen. Die Grünen und die Deutsche Krankenhausgesellschaft begrüßten die Vorschläge.

Das Weißbuch entstand unter der Leitung des Kölner Professors Matthias Schrappe. Darin werden unter anderem ein erweitertes Verständnis von Patientensicherheit, eine Patientensicherheitskultur in allen Einrichtungen des Gesundheitswesens sowie eine aktive Einbindung der Patienten in diese Präventionsprozesse gefordert.

Zwar sei bei der Patientensicherheit in den zurückliegenden Jahren schon viel erreicht worden, und die allermeisten Behandlungen verließen ohne Komplikationen, betonten die Experten. Aber bei ein bis zwei Millionen Patienten (fünf bis zehn Prozent) pro Jahr träten "unerwünschte Ereignisse" auf, von Druckgeschwüren über Fehldiagnosen bis hin zu schweren Infektionen. Vermeidbar wären bis zu 800.000 dieser Fälle.

Bundeseinheitliche Hygiene-Richtlinie

"Wir stellen die Patientenperspektive in den Mittelpunkt", sagte Hedwig François-Kettner, Vorsitzende des Aktionsbündnisses. Sie forderte, dass Patientensicherheit fester Bestandteil der Aus- und Weiterbildung aller im Gesundheitswesen Tätigen werden müsse. Auch sollten in den Einrichtungen Verantwortliche für Patientensicherheit benannt werden. "Es muss allen klar werden, dass Patientensicherheit Führungsverantwortung ist", ergänzte François-Kettner.

Handlungsbedarf sieht der Verband der Ersatzkassen insbesondere im Bereich der Hygiene und Infektionsprävention. Die Vorstandsvorsitzende Ulrike Elsner warb für die Einführung einer bundeseinheitlichen Hygiene-Richtlinie. Zudem regte sie verpflichtende Fehlermeldesysteme an allen Krankenhäusern an. Auch sei auch die Einführung eines Implantate-Registers für sämtliche Hochrisiko-Medizinprodukte (etwa Herzklappen) längst überfällig, sagte Elsner.

Maria Klein-Schmeink, Sprecherin der Grünen für Gesundheitspolitik, sagte, es reiche nicht aus, "wenn einzelne ambitionierte Einrichtungen vorangehen". Patientensicherheit müsse soweit wie möglich überall gewährleistet sein. "Ergänzend fordern wir ein öffentlich zugängliches Monitoring, welches unter anderem Anzahl und Anlass von Verfahren, festgestellte Fehler und Haftungsentscheidungen auswertet."

Blick auf die Realität

Die Deutsche Krankenhaus Gesellschaft (DKG) bekannte sich zur Patientensicherheit als "Leitschnur des Handelns in allen deutschen Krankenhäusern". Das Weißbuch zeige, dass auf diesem Feld schon viel erreicht wurde und "die Kliniken eine klare Vorreiterrolle einnehmen", erklärte der Hauptgeschäftsführer Georg Baum.

Mit Blick auf die Realität müsse man aber sagen, dass bei der Förderung der Patientensicherheit "zwischen Kassenerwartungen an die Krankenhäuser und Unterstützung durch die Kassen riesige Lücken klaffen". Wenn es um die Bereitstellung der Geldmittel für Sicherheitseinrichtungen gehe, stünden die Krankenkassen auf der Bremse. "Ob Einstellung von Hygienebeauftragten oder Patientenbeauftragten oder Installierung von Fehlermeldesystemen, überall werden nur begrenzte Mittel bereitgestellt", beklagte Baum.

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