Ärzte bei einer Operation
epd-bild / Werner Krüper
Der Vorstandsvorsitzende der Barmer Krankenkasse, Christoph Straub, wirbt für mehr Zentralisierung in der Krankenhausversorgung. Straub sagte am Donnerstag in Berlin bei der Vorstellung des Barmer-Krankenhausreports 2018, die Entwicklung in der Medizin mache es notwendig zu zentralisieren.
09.08.2018

Für anspruchsvolle Eingriffe, beispielsweise an der Bauchschlagader, sollten Patienten am besten in zertifizierte Zentren oder Krankenhäuser mit hohen Fallzahlen gehen, empfahl er. Die Barmer legte neue Zahlen zu den Entwicklungen in der Krankenhausversorgung vor und eine Spezialuntersuchung zu Operationen an der Bauchschlagader, aus der hervorgeht, dass das Sterberisiko an Spezialkliniken geringer ist.

Insgesamt steigen die Ausgaben für die Behandlung von körperlichen und psychischen Erkrankungen in Kliniken weiter an, allerdings etwas langsamer als die Gesamtausgaben der Krankenkassen. Die Klinikkosten machen rund 35 Prozent der Gesamtausgaben von fast 218 Milliarden Euro aus.

Im Jahr 2016 gab es 1.951 Krankenhäuser, ihre Zahl geht seit Jahren langsam zurück. Stabil ist laut Barmer-Report auch der Trend bei der Verweildauer. Bei körperlichen Leiden sind Patienten im Durchschnitt nur noch 6,3 Tage in der Klinik, während es vor zehn Jahren noch 8,5 Tage waren. Psychische Erkrankungen führen hingegen zu immer längeren Klinikaufenthalten, mit gut 24 Tagen im Schnitt sind es inzwischen zwei Tage mehr als vor zehn Jahren.

Sterblichkeitsrate geringer

Am Beispiel einer schweren Erkrankung - der Erweiterung der Bauchschlagader - untersucht der diesjährige Barmer-Report zudem, wie Spezialkliniken zu einer besseren Behandlung der Patienten beitragen können. Bei geplanten Operationen war die Sterblichkeitsrate danach um 2,3 Prozentpunkte geringer, wenn der Eingriff an einem spezialisierten Gefäßzentrum erfolgt war. Um zwei Prozentpunkte verringerte sich die Sterberate, wenn die Operation nicht offen, sondern minimal-invasiv erfolgt war.

Bei den Verfahren - und damit auch bezüglich der Risiken - gibt es deutliche regionale Unterschiede. Während in Sachsen 86 Prozent der Patienten minimal-invasiv operiert wurden, waren es in Niedersachen nur 69 Prozent und im Saarland 61 Prozent.

Platzen der Aorta

Die Operationen sind in aller Regel planbar. Im Jahr 2016 wurden dem Report zufolge mehr als 11.400 Patienten operiert. In Deutschland leiden rund 200.000 Menschen über 65 Jahre, zu fast 90 Prozent Männer, an einer erweiterten Bauchschlagader. Seit Anfang des Jahres bezahlen die Krankenkassen einen Vorsorge-Ultraschall. Unbehandelt kann die Krankheit zum Platzen der Aorta führen. Albert Einstein, Thomas Mann und Charles de Gaulle sind daran gestorben.

Der Barmer-Vorstandsvorsitzende Christoph Straub forderte, den anspruchsvollen Eingriff nur noch in Gefäßzentren und Kliniken mit hohen Fallzahlen durchzuführen. Der Gemeinsame Bundesausschuss, das wichtigste Entscheidungsgremium im Gesundheitswesen, müsse dafür Richtgrößen festlegen, sagte Straub und nannte mindestens 50 Eingriffe pro Jahr. Wenn es um schwere Erkrankungen gehe, seien fast alle Menschen bereit, für die Behandlung in einer Spezialklinik auch einen längeren Weg in Kauf zu nehmen.

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