Soldaten der Bundeswehr
epd-bild/Rolf Zoellner
An der Debatte über eine Dienstpflicht für junge Leute stört Experten vor allem das Einengende dieses Vorschlags. Es sei nicht richtig, so eine Pflicht nur den Jungen auferlegen. Ein Berufsorientierungsjahr für alle sei ein besserer Weg, sagen sie.
08.08.2018

In der Debatte um ein Dienstjahr für junge Leute sprechen sich Wissenschaftler gegen einen Pflichtdienst aus. Der Berliner Staatsrechtler Christian Pestalozza sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), eine Pflicht allein für junge Leute verstoße gegen den Gleichheitsgrundsatz. Der Jugendforscher Klaus Hurrelmann brachte in der in Berlin erscheinenden Tageszeitung "Die Welt" (Donnerstag) ein allgemeines Berufsorientierungsjahr anstelle eines Pflichtdienstes ins Gespräch.

Pestalozza sprach sich gegen eine Grundgesetzänderung zur Einführung einer allgemeinen Dienstpflicht aus. Eine solche Pflicht nur für junge Frauen und Männer "verstieße in krasser Weise gegen die Gleichheit aller", sagte der Professor für Staatsrecht an der Freien Universität Berlin dem epd. "Zu einer solchen Verfassungsänderung könnte ich nicht raten, auch wenn sich die erforderlichen Mehrheiten dafür finden sollten."

Die Erwachsenen sollten sich auch davor hüten, eine allgemeine Dienstpflicht der jungen Generation pädagogisch zu begründen. "Wer von ihnen hat - außer zu Zeiten der Wehrpflicht - selbst gedient, und wer von ihnen kennt das Ausmaß des Gemeinwohlsinns der Jungen wirklich?", so Pestalozza.

Beitrag zum Gemeinwohl

Der Jurist verwies zudem darauf, dass die Jungen ihren Beitrag zum Gemeinwohl bereits durch ihre Ausbildung, ihren Berufsbeginn und den darauf fußenden späteren Beitrag als Steuerzahler leisteten. Wer von ihnen mehr möchte, "mag das freiwillige soziale Jahr, den Wehrdienst oder Ähnliches wählen, zwingen sollte man niemanden dazu".

Die öffentliche Debatte über eine Dienstpflicht war von der CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer ausgelöst worden. Sie hatte vorgeschlagen, junge Männer und Frauen ein Jahr lang für soziale oder gemeinnützige Arbeiten zu verpflichten.

Echter Vorteil

Der Berliner Jugendforscher Hurrelmann schlägt ein verbindliches Berufsorientierungsjahr für alle Schulabgänger vor. Sie "zu einem Pflichtdienst zu verdonnern, damit unsere Gesellschaft besser funktioniert, kommt bei ihnen nicht gut an", sagte er der "Welt". Die junge Generation sei bereit sich einzubringen, wolle aber auch das Gefühl haben, "etwas zu tun, was für sie von echtem Vorteil ist." Mit einem Jahr der Berufsvorbereitung, in dem die Schulabsolventen Erfahrungen in unterschiedlichsten Berufsfeldern sammeln und ihre Persönlichkeit festigen könnten, sei beides miteinander zu verbinden, sagte Hurrelmann.

Einem solchen Programm müssten sich aber nicht nur soziale Einrichtungen und die Bundeswehr öffnen, sondern auch Unternehmen und internationale Organisationen. Die junge Generation sei weltoffen. Darauf könne und müsse man aufbauen, forderte Hurrelmann.

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