In der Grundschule
epd-bild / Andrea Enderlein
Die pädagogische Arbeit in der Grundschule kann aus Sicht des Kölner Grundschullehrers und Politologen Eike Weimann helfen, Kinderarmut zu bewältigen. "Wir sollten endlich den mangelhaften Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Praxis überwinden, die kindliche Widerstandsfähigkeit verbessern und Armutsfolgen verringern", sagte Weimann dem epd.
07.08.2018

Der Pädagoge und Wissenschaftler, der im Mai seine Doktorarbeit "Kinder in Armut" mit konkreten Handlungsvorschlägen und Unterrichtsmaterialien veröffentlichte, wurde vom Kölner Politikwissenschaftler und Armutsforscher Christoph Butterwegge betreut.

Gerade bei Grundschulkindern ließen sich Kompetenzzuwächse erreichen, betonte Weimann. Die Schule könne Orientierung geben. Bestimmte Verhaltensweisen müssten vermieden werden, durch die die Armut der Kinder zum sozialen Stigma werde. Kinder dürften wegen ihres Erscheinungsbilds, ihres Verhaltens oder ihrer Sprache nicht ausgegrenzt werden. Finanzielle Unterstützung bei Kauf von Schulmaterialien oder für die Teilnahme am Klassenausflug reichten im Schulalltag nicht aus, um grundsätzlich etwas zu ändern.

Geld, Wünsche und Werbung

Weimanns Unterrichtseinheiten bieten etwa Texte mit Bildern zum Thema Konsumdruck, wobei es um Geld, Wünsche oder Werbung geht. "Hierzu äußern sich die Kinder frei. So kann der Lehrer Vorerfahrungen feststellen und Fragen entwickeln", erläuterte Weimann. Auf dieser Grundlage stelle der Pädagoge dann Material etwa zu Kleidung und Marken oder Taschengeld zusammen. Kinder aus armen Familien würden in den Klassen oft ausgegrenzt, weil sie in Sachen Konsumverhalten nicht mithalten könnten.

Positiv reagierten auch die Kinder, die nur Fastfood kannten, auf Unterrichtsmaterial zum Kochen, berichtete Weimann. Die Kinder hätten selbst Produkte kaufen und zubereiten können. "Anfangs war bei gesunden Zutaten mal ein 'Iiih' oder 'Bäh' zu hören. Alle haben aber probiert und waren dann begeistert." Kinder, die dem Thema Ernährung zunächst nichts hätten abgewinnen können, hätten ihre guten Erfahrungen sogar in die heimischen Küchen getragen.

Weimann regt auch die gemeinsame Erarbeitung eines Klassenvertrages an. Arme Kinder legten oft Verhaltensweisen an den Tag, mit denen sie ihre Benachteiligung besser ertragen können, erläuterte Weimann. Wichtig sei es hier, gemeinsam Regeln für ein gelingendes Miteinander aufzustellen. Verhaltensweisen, die in der Klasse stören oder Angst machen, könnten als Verbote formuliert werden. "Es gilt immer: Was ist wichtig, damit du dich wohlfühlst?"

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