Rettungssanitäter
epd-bild/Steffen Schellhorn
Rettungskräfte wünschen sich mehr Deeskalationstrainings, denn viele sind im Dienst mit Gewalt konfrontiert. Um gute Präventionsstrategien entwickeln zu können, fordert der Kriminologie-Professor Thomas Feltes eine zentrale Erfassung der Vorfälle.
06.08.2018

Der Kriminologie-Professor Thomas Feltes fordert eine zentrale Erfassung von Gewalt gegen Rettungskräfte. Übergriffe sollten systematisch gemeldet, ausgewertet und analysiert werden, um Präventionsstrategien entwickeln zu können, sagte Feltes dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Da es verschiedenste Träger wie etwa das Rote Kreuz oder die freiwillige Feuerwehr gibt, wäre es sinnvoll, die Erfassung bei den Innenministerien der Länder anzusiedeln."

Die Vorfälle könnten beispielsweise mit Hilfe einer digitalen Plattform einheitlich erfasst werden, schlug Feltes vor. Präventionsstrategien wie etwa Konfliktschlichtungs- und Deeskalationstrainings würden bereits von den Rettungskräften selbst mehr und mehr gefordert. Bei der Arbeit an der im Januar veröffentlichten Studie "Gewalt gegen Einsatzkräfte der Feuerwehren und Rettungsdienste in Nordrhein-Westfalen" sei deutlich geworden, dass die Betroffenen sich mehr Ausbildungsanteile und Fortbildungen in dem Bereich wünschten.

"Spektakuläre Einzelfälle" sorgen für Aufmerksamkeit

Die Studie ergab, dass im vergangenen Jahr knapp 92 Prozent der Befragten mit Worten, Gesten oder sogar körperlicher Gewalt angegangen wurden. 60 Prozent haben dabei verbale Gewalt erlebt, 49 Prozent berichteten von einem nonverbalen Übergriff und knapp 13 Prozent von körperlicher Gewalt.

Die Zahlen lägen in etwa auf dem Niveau der Ergebnisse einer ähnlichen Studie von 2011, sagte Feltes. Damit sei die Situation natürlich weiterhin verbesserungswürdig. In Medien würden die Zahlen allerdings häufig dramatisiert. "Es sind in der Regel spektakuläre Einzelfälle, die für Aufmerksamkeit sorgen", sagte der Kriminologe.

Zudem passe das Thema in den aktuellen gesellschaftlichen Diskurs: "Alles wird schlimmer, alles wird brutaler, so glaubt man", sagte Feltes. "In Wirklichkeit gehen beispielsweise die Gewaltdelikte seit Jahren zurück."

Das Thema Gewalt gegen Einsatzkräfte hat inzwischen auch die Bundespolitik erreicht. So stellte die FDP-Fraktion im Bundestag dazu eine Anfrage an die Bundesregierung. Darin erkundigt sie sich, wie viele Gewaltdelikte in den Jahren 2013 bis 2017 gegen Angehörige von Sicherheitsbehörden des Bundes sowie nach Kenntnis der Bundesregierung gegen Rettungskräfte, Feuerwehrangehörige und Polizeibeamte der Länder begangen wurden. Auch will die Fraktion wissen, in wie vielen Fällen dabei Einsatzkräfte verletzt wurden.

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