Justizvollzugsanstalt in Berlin-Moabit
epd-bild/Juergen Blume
Rund anderthalb Wochen nach der Feuerattacke am S-Bahnhof Schöneweide ist ein 47-jähriger Mann festgenommen worden.
01.08.2018

Der Brandanschlag auf zwei obdachlose Männer am S-Bahnhof Schöneweide in Berlin ist laut Polizei aufgeklärt. Zielfahnder des Landeskriminalamtes nahmen am Dienstag einen 47-jährigen Tatverdächtigen fest, gegen den Haftbefehl verkündet wurde, wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Mittwoch gemeinsam in Berlin mitteilten. Dem Mann werden gefährliche Körperverletzung und versuchter Totschlag vorgeworfen.

Staatsanwaltschaft: "typisches Berliner Roheitsdelikt"

Der Tatverdächtige soll am 22. Juli die 47 und 62 Jahre alten Obdachlosen nahe dem S-Bahnhof Schöneweide kurz vor Mitternacht mit einer Flüssigkeit übergossen und angezündet haben. Auch die Habseligkeiten der Obdachlosen wurden übergossen und in Brand gesteckt. Die beiden Männer erlitten dabei lebensgefährliche Brandverletzungen. Das 47-jährige Opfer liegt weiterhin im künstlichen Koma, der 62-Jährige soll Medienberichten zufolge am Mittwoch aus dem Krankenhaus entlassen worden sein.

Nach Angaben des Sprechers der Berliner Staatsanwaltschaft, Martin Steltner, gibt es keine Hinweise auf ein obdachlosenfeindliches oder politisches Motiv der Tat. "Das war ein typisches Berliner Rohheitsdelikt", sagte Steltner dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der Tat sei ein Streit zwischen dem Tatverdächtigen und einem der beiden Obdachlosen vorausgegangen, der eskaliert sei. In der Folge sei der 47-Jährige von der Polizei des Platzes verwiesen worden, sagte Steltner. Aus Rache habe er mit einem noch unbekannten zweiten Mann daraufhin an einer Tankstelle Benzin gekauft und die beiden schlafenden Männer damit übergossen und angezündet. Nach dem zweiten Mann werde noch gesucht.

Zielfahnder eingesetzt

Die Polizei, die unter anderem Videoaufzeichnungen ausgewertet hatte, war dem möglichen Täter offenbar schon länger auf der Spur. Gegen ihn wurde den Angaben zufolge bereits am 26. Juli Haftbefehl erlassen. Da der Verdächtige, der laut Staatsanwaltschaft einen festen Wohnsitz hat, untergetaucht war, wurden Zielfahnder eingesetzt. Diese nahmen den Mann am Dienstag in Berlin-Köpenick fest.

Der Brandanschlag auf die beiden Obdachlosen hatte in Berlin Empörung hervorgerufen. Am Tag danach versammelten sich etwa 150 Menschen zu einer Mahnwache am Tatort. Die Berliner Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) sprach von einem "bestialischen Mordversuch".

In Berlin leben nach Schätzungen von Hilfsorganisationen bis zu 8.000 Menschen auf der Straße. Die Zahl der Wohnungslosen wird nach Angaben der Senatssozialverwaltung sogar auf 30.000 bis 50.000 Menschen geschätzt. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe registrierte seit Anfang des Jahres für Berlin zehn Gewalttaten gegenüber Obdachlosen.

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