Rettungsschiff "Lifeline"
epd-bild/Hermine Poschmann/Mission Lifeline
Der Kapitän des deutschen Seenotrettungsschiffs nennt die Vorwürfe haltlos, die Hilfsorganisation beklagt eine politische Motivation des Prozesses in Malta. Ein Urteil wird für September erwartet.
30.07.2018

Im Prozess gegen den Kapitän des deutschen Seenotrettungsschiffs "Lifeline", Claus-Peter Reisch, auf Malta hat ein Gutachter die Vorwürfe bekräftigt. Bei einer Anhörung am Montag in der Hauptstadt Valletta legte der vom Gericht beauftragte Gutachter einen Bericht vor, demzufolge an Bord des Schiffs nicht die für Seenotrettung erforderlichen Dokumente vorgewiesen wurden, wie die Tageszeitung "Malta Today" online meldete.

Die Besatzung der "Lifeline" habe demnach keinerlei Nachweis für eine Registrierung bei den niederländischen Schifffahrtsbehörden erbracht. Damit sei die "Lifeline" staatenlos. Reisch habe dagegen angegeben, die fragliche Dokumentation sei für Vergnügungsschiffe nicht erforderlich, führte der Gutacher aus. Allerdings sei der Kapitän lediglich befugt, im Mittelmeer innerhalb von 30 Seemeilen vor der Küste Vergnügungsschiffe zu steuern. Das Schiff ist in den Niederlanden über einen Yachtclub angemeldet.

Prozess auf 23. August vertagt

Die Verhandlung wurde nach Angaben der Dresdner Hilfsorganisation "Mission Lifeline" nach knapp einer Stunde vertagt. Die nächste Anhörung in dem Verfahren ist für den 23. August geplant, mit einem Urteil rechnet die Hilfsorganisation am 11. September, wie Sprecher Axel Steier dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte.

Reisch steht seit dem 2. Juli in Malta vor Gericht. Der 57-Jährige soll das von der Dresdner Organisation betriebene Rettungsschiff fehlerhaft registriert haben. Dem Kapitän droht im Fall einer Verurteilung eine Haftstrafe von bis zu einem Jahr. Er darf Malta zwischenzeitlich verlassen, musste aber eine Kaution von 5.000 Euro hinterlegen.

Im ZDF-"Morgenmagazin" wies der Kapitän am Montag die Vorwürfe gegen sich als "haltlos" zurück. Die "Lifeline" verfüge über ein gültiges internationales Zertifikat eines Wassersportverbandes, sagte Reisch. 25.000 Holländer hätten die gleichen Papiere.

Für "Mission Lifeline" sei weiterhin "klar, dass das ein politischer Prozess ist", sagte Sprecher Axel Steier. "Da geht es darum, dass die Menschen da draußen sterben sollen. Sonst würde man ja jetzt staatliche Rettungsschiffe ins Mittelmeer schicken." Das sei aber nicht der Fall.

"Mehr Tote"

Auch der Kapitän hatte zuvor eine politische Motivation hinter dem Prozess angedeutet. Man wolle die Seenotrettung privater Nichtregierungsorganisationen im Mittelmeer jetzt "faktisch abschaffen", sagte Reisch im ZDF-"Morgenmagazin".

Den Vorwurf, die Arbeit privater Seenotretter locke nur noch mehr Flüchtlinge auf das Mittelmeer, könne er "in keinster Weise" nachvollziehen. Seit die Retter nicht mehr auslaufen dürften, gehe die Zahl der Todesopfer im Mittelmeer "rapide nach oben", sagte Reisch.

Laut "Malta Today" genehmigte das Gericht auf Antrag der Verteidigung, dass das im Hafen von Malta festliegende Schiff Treibstoff aufnehmen darf, um für die Besatzung an Bord die Klimaanlagen betreiben und Instandsetzungsarbeiten vornehmen zu können.

Die "Lifeline" hatte Anfang Juli erst nach mehreren Tagen die Erlaubnis zum Einlaufen in einen maltesischen Hafen erhalten. Zuvor hatten sich acht EU-Staaten zur Aufnahme der 234 geretteten Flüchtlinge an Bord des Schiffes bereiterklärt. Italien und Malta hatten ihre Häfen im Juni für Rettungsschiffe geschlossen. Die "Lifeline" war nach der tagelangen Irrfahrt von den maltesischen Behörden beschlagnahmt worden.

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