Nussbaum-Haus in Osnabrueck feiert 20-jaehriges Bestehen mit Architekt Libeskind
epd-bild/Uwe Lewandowski
Das Felix-Nussbaum-Haus in Osnabrück ist das weltweit erste Gebäude, das der jüdisch-amerikanische Architekt Daniel Libeskind entwarf. Nun eröffnet er die Feierlichkeiten zum 20. Geburtstag des Hauses. Es habe eine wichtige Botschaft.
13.07.2018

Der jüdisch-amerikanische Architekt Daniel Libeskind (72) kommt am Sonntag zum 20. Geburtstag des von ihm entworfenen Felix-Nussbaum-Hauses nach Osnabrück. Das Museum präsentiert rund 200 Bilder des in Osnabrück geborenen und von den Nazis in Auschwitz ermordeten jüdischen Malers Nussbaum. Liebeskind sieht in dem Bau eine Botschaft für die Zukunft. Nussbaums Geschichte solle andere Menschen berühren, sagte der New Yorker Architekt im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).


epd: Das Nussbaum-Haus in Osnabrück war das erste von Ihnen entworfene Gebäude, das eröffnet wurde, noch vor dem Jüdischen Museum in Berlin. Was bedeutet es Ihnen?


Daniel Libeskind: Das Nussbaum-Museum ist eines meiner besten und liebsten Projekte. Denn es hat in doppelter Hinsicht eine extrem wichtige Botschaft. Es erzählt etwas über den Holocaust, der Millionen Menschen getötet hat. Zugleich erzählt es die Geschichte eines einzelnen Menschen, der diesen Holocaust nicht überlebt hat. Es wirft einen Blick auf seinen Glauben, seine Begabung und seinen Untergang. In diesem Sinne ist das Nussbaum-Haus ein sehr bedeutsames kulturelles Projekt. Auch wenn es kleiner ist und weniger bekannt als das Jüdische Museum in Berlin, ist es für mich genauso wichtig.


epd: Die Architektur des Museums soll Nussbaums Leben widerspiegeln. Sie haben es als "Museum ohne Ausgang" konzipiert. Was bedeutet das?


Libeskind: Es gab für Felix Nussbaum keinen Ausweg. Er war dem Tode geweiht, weil er ein Jude war, weil die Nazis an die Macht kamen, weil sie einen Völkermord begangen haben. Nussbaum hatte keine Zukunft. Aber das Museum ist eine Art Botschaft für die Zukunft. Denn Nussbaums Geschichte soll andere Menschen berühren, woher immer sie kommen, wer immer sie sind. Seine Geschichte ist auch die seiner Kunst, die über seinen Tod hinaus weiterlebt. Seine Bilder sind eine Warnung und drücken zugleich eine Hoffnung aus für mehr Menschlichkeit.

Besucher sollen Gefühle entwickeln


epd: Der Besucher geht durch das Museum oft durch enge aufsteigende oder absteigende Gänge, kann durch die hoch oben liegenden Fenster nicht nach draußen schauen. Welche Empfindungen möchten Sie dadurch wecken?


Libeskind: Ich möchte nicht, dass die Menschen etwas Bestimmtes empfinden. Die Besucher sollen ihre eigenen Gefühle entwickeln. Das Gebäude ist eines mit einem unbestimmten Ausgang. Die Menschen sollen hindurch gehen und ihre eigenen Gedanken entwickeln, ihre eigenen Erfahrungen machen. Jeder bringt seine eigene Geschichte mit und nimmt das Licht, die Proportionen, die verschiedenen Baumaterialien anders wahr.


epd: Sie sind wie Felix Nussbaum Jude. Hat das einen Einfluss auf Ihre Arbeit für dieses Museum gehabt?


Libeskind: Die schrecklichen Jahre der Nazi-Herrschaft sind auch Teil der Geschichte meiner Familie. Ich habe die Geschichte nicht aus Archiven oder Geschichtsbüchern, sondern aus erster Hand erfahren. Der Antrieb für das Nussbaum-Projekt kam also sozusagen aus meinem Inneren heraus, nicht von außen.

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