Das ZDF in Mainz
epd-bild/Kristina Schaefer
Wird es bald ein deutsches Netflix geben? ZDF-Intendant Thomas Bellut zeigt sich grundsätzlich offen für gemeinsame Streamingportale - mit der ARD, aber auch mit privaten Anbietern. Er verweist aber auf mögliche kartellrechtliche Hürden.
29.06.2018

ZDF-Intendant Thomas Bellut hat sich für senderübergreifende Streaming-Plattformen offen gezeigt. "Das ZDF ist immer noch auf der Suche nach einer Plattform, auf der deutsche TV-Produktionen von Fiktion bis Dokumentationen angeboten werden können", sagte Bellut am Freitag nach einer Sitzung des ZDF-Fernsehrats in Mainz. Das gelte sowohl für eine Zusammenarbeit mit der ARD als auch für mögliche Kooperationen mit privaten Anbietern.

Bellut reagierte damit auf einen Vorschlag von ProSiebenSat.1 und Discovery. Die Fernsehkonzerne hatten am Montag mitgeteilt, dass sie in der ersten Jahreshälfte 2019 mit einer gemeinsamen Streaming-Plattform für Deutschland starten wollen. RTL, ARD und ZDF seien eingeladen, sich anzuschließen, um "einen deutschen Champion zu schaffen", wie der Vorstandsvorsitzende der ProSiebenSat.1 Group, Max Conze, erklärte. Allerdings müssen die zuständigen Kartellbehörden noch zustimmen.

Schwerpunkt in Bewegtbild und Ton

Bellut verwies darauf, dass das Bundeskartellamt vor einigen Jahren die Internetplattform Germany's Gold, auf der ARD und ZDF TV-Inhalte zum Abruf anbieten wollten, nicht genehmigt hatte. "Seitdem hat sich die Marktlage jedoch verändert", sagte Bellut. Er kündigte an, dass sein Sender das Gespräch mit der Behörde suchen werde, um zu prüfen, ob sich die wettbewerbsrechtlichen Rahmenbedingungen geändert hätten. Auch RTL und ProSiebenSat.1 waren mit der gemeinsamen Plattform Amazonas bei der Behörde gescheitert. In beiden Angeboten sah das Kartellamt damals unzulässige Einschränkungen des Wettbewerbs.

"Es ist wichtig, dass kreative Leistungen aus diesem Lande so angeboten werden, dass die Nutzer sie auch finden können", betonte Bellut. Am Dienstag hatte bereits der ARD-Vorsitzende Ulrich Wilhelm grundsätzliches Interesse an senderübergreifenden Streaming-Plattformen signalisiert.

Der ZDF-Fernsehrat habe den Kompromiss mit den Verlegern beim Telemedienauftrag akzeptiert, sagte Bellut. Die Ministerpräsidenten hatten sich vor zwei Wochen auf die Neufassung der Regeln für die Angebote der Öffentlich-Rechtlichen im Netz geeinigt. Den Sendern soll im neuen Rundfunkstaatsvertrag unter anderem vorgeschrieben werden, dass die Online-Angebote ihren Schwerpunkt in Bewegtbild und Ton haben sollen, "um sich von den Angeboten der Presseverlage zu unterscheiden". Öffentlich-rechtliche und Verleger hatten sich seit Jahren über die Online-Angebote von ARD und ZDF gestritten.

Unterstützung für Sportkommentatorin Neumann

Bellut bekräftige zudem seine Unterstützung für die WM-Kommentatorin Claudia Neumann. Die Sportjournalistin wurde in den vergangenen Wochen in sozialen Netzwerken massiv angefeindet. Das ZDF habe bei der Staatsanwaltschaft Mainz Strafantrag gegen zwei Nutzer gestellt, die sich beleidigend gegen Neumann geäußert und zu Straftaten gegen sie aufgerufen hätten, sagte Bellut.

Der Fernsehrat bestätigte am Freitag seine Vorsitzende und die Stellvertreter im Amt. Fernsehratsvorsitzende Marlehn Thieme erhielt bei der turnusgemäßen Wiederwahl zur Hälfte der Amtsperiode 45 von 52 abgegebenen Stimmen, fünf Fernsehräte stimmten gegen sie. Auch der erste Stellvertretende Vorsitzende Wilhelm Schmidt sowie die weiteren Stellvertreter Cornelia Füllkrug-Weitzel und Achim Dercks wurden wiedergewählt.

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