Rohingya-Flüchtlinge in Bangladesch (Archiv-Bild)
epd-bild/Nicola Glass
Militär und Polizei auf höchster Ebene tragen nach Recherchen von Amnesty International Schuld an der Gewalt gegen Rohingya in Myanmar.
27.06.2018

Zehn Monate nach Beginn der Rohingya-Massenflucht aus Myanmar nennt Amnesty International rund ein Dutzend Verantwortliche für Verbrechen gegen die muslimische Minderheit beim Namen. Die Verantwortung für die schweren Menschenrechtsverletzungen, die seit Ende August mehr als 700.000 Rohingya in die Flucht nach Bangladesch gezwungen hätten, reiche bis in die obersten Befehlsstrukturen von Militär und Polizei, heißt es in einem Bericht der Menschenrechtsorganisation.

13 Verantwortliche benannt

"Im Bundesstaat Rakhine kam es zu massenhaften Vergewaltigungen, Verschwindenlassen, Folter mit Todesfolge und Massakern an den Rohingya durch Polizei und Militär", erklärte Amnesty-Asien-Expertin Anika Becher zu der Dokumentation "We Will Destroy Everything" (Wir werden alles zerstören). Hunderte Dörfer seien niedergebrannt, Tausende Menschen auf grausame Weise ermordet worden. Der Bericht benenne nun in diese Verbrechen verwickelte Militäreinheiten und Personen. Neben Armeechef Min Aung Hlaing habe Amnesty zwölf weitere Personen identifiziert, die eine Schlüsselrolle gespielt hätten, sagte Becher.

Die Menschenrechtsorganisation stützt ihren Bericht auf mehr als 400 Interviews aus den vergangenen neun Monaten, die Auswertung von Satellitenbildern, Foto- und Videoaufnahmen sowie kriminaltechnische Untersuchungen. Eine Vielzahl an Beweisen zeige, dass es sich um massenhafte, koordinierte und systematische Angriffe auf die Rohingya handele mit dem Ziel, sie aus Myanmar zu vertreiben.

UN-Sicherheitsrat soll sich einschalten

Der Bericht dokumentiert aber auch Menschenrechtsverletzungen durch die Rohinya-Rebellengruppe Arsa. Mitglieder der bewaffneten Gruppe sind demnach für gezielte Tötungen von Angehörigen anderer ethnischer und religiöser Gruppen ebenso verantwortlich wie von Rohingya, die sie als Informanten für die Behörden verdächtigen. Angriffe von Rohingya-Kämpfern auf Sicherheitskräfte hatten im August vergangenen Jahres die blutige Militäroffensive in Rakhine ausgelöst.

Amnesty rief den UN-Sicherheitsrat auf, die Situation in Myanmar an den Internationalen Strafgerichtshof zu überweisen. Außerdem müssten ein umfassendes Waffenembargo sowie gezielte finanzielle Sanktionen gegen Verantwortliche verhängt werden, forderten die Menschenrechtler.

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