Bei den Protesten gegen Staatspräsident Daniel Ortega in Nicaragua starben zahlreiche Menschen. Staatliche Sicherheitskräfte und regierungsnahe Paramilitärs stehen im Verdacht, dafür verantwortlich zu sein.
27.06.2018

Bei den gewaltsamen Unruhen in Nicaragua sind nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten mehr als 285 Menschen ums Leben gekommen. Mehr als 1.500 Menschen wurden verletzt, 156 gelten als vermisst, wie die Nicaraguanische Menschenrechtskommission ANPDH (Asociación Nicaragüense Pro Derechos Humanos) laut einem Bericht der Tageszeitung "La Prensa" vom Dienstag (Ortszeit) mitteilte. Die Organisation machte die staatlichen Sicherheitskräfte und regierungsnahe Paramilitärs für die Toten verantwortlich.

Kritik an Steuererhöhungen und Rentenkürzungen

Die Unruhen waren Mitte April ausgebrochen. Sie hatten sich an geplanten Steuererhöhungen und Rentenkürzungen entzündet. Obwohl Staatspräsident Daniel Ortega angesichts des Drucks der Demonstranten seine Pläne zurückzog, weiteten sich die Proteste auf das ganze Land aus. Die Demonstranten fordern inzwischen den Rücktritt des autoritär regierenden Ortega. Regierung und Opposition haben unter Vermittlung der katholischen Kirche einen neuen Anlauf für eine Beilegung des Konflikts unternommen.

262 Todesopfer konnten identifiziert werden, wie Álvaro Leiva Sánchez von der ANPDH sagte. Für die Identifizierung der übrigen Opfer werde die Hilfe von Zeugen benötigt. Leiva Sánchez beklagte die hohe Zahl von minderjährigen Toten.

Die Interamerikanische Organisation der Presse SIP (Sociedad Interamericana de Prensa) kritisierte zunehmende Repressalien und Gewalt gegen Journalisten. Der Präsident der SIP, Gustavo Mohme, machte die Sicherheitskräfte für Einschüchterungen und Aggressionen gegen Reporter verantwortlich, die zum Teil gezwungen seien, das Land zu verlassen. Als Beispiel nannte er den Fall der Journalistin Mynor García, Korrespondentin der Tageszeitung "La Prensa", die in ihrer Wohnung von Regierungsanhängern mit Steinen und Macheten attackiert worden sei, bis Nachbarn ihr zu Hilfe eilten. Durch das "brutale Klima der Gewalt" sei die Pressefreiheit in Nicaragua nicht mehr gewährleistet, sagte Mohme.

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