Mitarbeiter von "Mission Lifeline" in internationalen Gewässern vor der libyschen Küste bei der Rettung von Flüchtlingen.
epd-bild/Danilo Campailla/Mission Lifeline
Das deutsche Rettungsschiff "Lifeline" mit 234 Flüchtlingen harrt weiter auf dem Mittelmeer aus. Auch Spanien will das Schiff nicht anlegen lassen. Nach Angaben von Abgeordneten spitzt sich die Lage an Bord zu.
25.06.2018

Die Crew des deutschen Rettungsschiffs "Lifeline" mit 234 Flüchtlingen an Bord hofft weiter auf eine Erlaubnis zur Einfahrt in einen europäischen Hafen. Spanien sei vor einigen Tagen angefragt worden, sagte der Mitbegründer der Dresdner Flüchtlingsinitiative "Mission Lifeline", Axel Steier, am Montag im Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB). Die spanische Regierung lehnte eine Aufnahme der "Lifeline" jedoch ab.

Die kommerzielle Schifffahrt warnte derweil, dass die Schließung der italienischen Häfen und das Vorgehen gegen die privaten Rettungsorganisationen eine sehr problematische Situation im Mittelmeer hervorriefen. Immer häufiger müssten Handelsschiffe Menschen retten, wofür sie jedoch weder personell noch von den Schiffen her ausgestattet seien, sagte John Murray vom internationalen Schifffahrtsverband ICS dem Evangelischen Pressedienst (epd).

"Kein sicherer Ort für die Geretteten"

Steier betonte, die medizinische Versorgung der Flüchtlinge auf der "Lifeline" sei zunächst sichergestellt. Viele der Menschen seien aber unterernährt "durch monatelange Aufenthalte in Folterlagern in Libyen". Es befänden sich zudem Personen an Bord, die bereits viermal von der libyschen Küstenwache zurückgeschickt worden seien. Andere berichteten von Vergewaltigungen und anderen schlimmen Erfahrungen. Nun erlebten die Flüchtlinge zudem, "was Europas Politik anrichtet. Das ist schon krass", sagte der Dresdner Aktivist im RBB-Hörfunksender Radioeins.

Der spanische Minister für öffentliche Arbeiten, José Luis Ábalos, sagte dem Radiosender Cadena Ser, Spanien könne nicht die Seerettungsorganisation Europas werden. Mit der Aufnahme des Rettungsschiffs "Aquarius" habe man auf das Problem aufmerksam machen wollen. Nun sei eine politische Lösung nötig.

John Murray vom Schifffahrtsverband ICS sagte dem epd: "Handelsschiffe sind kein sicherer Ort für die Geretteten, unsere Crews sind nicht für die Betreuung der oftmals traumatisierten und körperlich schwachen Menschen ausgebildet." Auf den Schiffen sei nicht genügend Platz und Personal dafür. Die Schiffe retteten Menschen in Not, wie es ihre Verpflichtung laut internationalen Regularien sei. Aber so seien auch die Mittelmeer-Anrainerstaaten verpflichtet, den Geretteten das Ausschiffen schnell zu ermöglichen. "Es ist nicht angebracht, die Menschen dorthin zurückzubringen, von wo sie aufgebrochen sind, weil sie Angst hatten, zu leiden."

Tagelange Irrfahrt

Die "Lifeline" liegt seit vergangener Woche in Warteposition in internationalen Gewässern im Mittelmeer. Bislang wurde dem Schiff mit 234 Flüchtlingen an Bord eine Einfahrt in einen europäischen Hafen verweigert. Auch das Handelsschiff "Alexander Maersk" treibt den Angaben zufolge mit 113 Flüchtlingen im Mittelmeer. Spanien hatte kürzlich das Rettungsschiff "Aquarius" mit 629 Menschen an Bord nach tagelanger Irrfahrt in den Hafen von Valencia einlaufen lassen.

An Bord der "Lifeline" befanden sich mehrere Bundestagsabgeordnete. Die migrationspolitische Fraktionssprecherin der Grünen, Luise Amtsberg, ihr Parteikollege Manuel Sarrazin und der Linke Michel Brandt riefen die Bundesregierung auf, sich für eine schnelle Lösung einzusetzen. Die Flüchtlinge dürften nicht alleingelassen werden, weil Europa versage, erklärten sie per Twitter. Die Lage sei brenzlig, da das Wetter umschlagen könnte.

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