Das ehemalige Flüchtlingslager Idomeni in Griechenland mit UNHCR-Zelten (Archivbild)
epd-bild / Thomas Lohnes
Der Vertreter des UN-Flüchtlingskommissars in Deutschland, Dominik Bartsch, hat Gesellschaft und Politik Ignoranz von grundlegenden Werten in der aktuellen Asyldiskussion vorgeworfen.
25.06.2018

Werte wie Solidarität, Empathie und Gerechtigkeit, die den Flüchtlingsschutz über Jahrzehnte getragen hätten, fänden immer weniger Zuspruch in der Bevölkerung und würden auch in der politischen Debatte ausgeblendet, sagte Bartsch am Montag beim Flüchtlingsschutzsymposium von Kirchen und Nichtregierungsorganisationen in Berlin.

Es finde ein Paradigmenwechsel statt, sagte Bartsch. Öffentlich werde gefordert, EU-Regelungen "beiseite zu schieben", die eine Konstante in der Flüchtlingspolitik gewesen seien. Bartsch sagte, die derzeit erregte Debatte und die öffentlich wahrgenommene Angst seien "paradox" angesichts der Tatsache, dass die Flüchtlingszahlen in Europa inzwischen wieder rapide gesunken seien. Auch in Deutschland sei die Zahl der Flüchtlinge um 30 Prozent zurückgegangen.

Einseitige Darstellung in den Medien

Der UNHCR-Vertreter in Deutschland kritisierte eine einseitige Darstellung in den Medien. Viele stellten Flüchtlingsschutz nur noch als Bedrohung für die Gesellschaft dar, sähen in Flüchtlingen potenziell Kriminelle. Zur Wahrheit gehöre, dass Menschen aus einer Region mit hoher Schutzquote wie Iraker und Syrer unterdurchschnittlich oft Straftaten begingen. Er forderte Differenzierung, alles andere "öffnet Tore für infame Verkürzungen", sagte Bartsch und nannte als Beispiel dafür den vom bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) verwendeten Begriff "Asyltourismus".

Beim Flüchtlingsschutzsymposium, zu dem unter anderem die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), das Deutsche Rote Kreuz, der UNHCR, die Diakonie und Amnesty International eingeladen hatten, diskutieren bis Dienstag Experten über aktuelle Herausforderungen der Asylpolitik. Die jährliche Veranstaltung findet bereits zum 18. Mal statt.

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