Weltweit steigt die Zahl der Flüchtlinge
epd-bild/Gustavo Alabiso
Während die globalen Zahlen steigen, meldet Deutschland für 2017 weniger Schutzsuchende. Die Vereinten Nationen loben Deutschland für die Aufnahme von Flüchtlingen. Die Deutschen müssten aber deren Potenzial erkennen.
19.06.2018

Unterdrückung, Gewalt und Kriege wie in Syrien und dem Kongo zwingen laut den Vereinten Nationen immer mehr Menschen in die Flucht. Rund 68,5 Millionen Geflohene suchten Ende 2017 Schutz fern ihres Zuhauses, teilte das Flüchtlingshilfswerk UNHCR am Dienstag in Genf mit. Das seien 2,9 Millionen Menschen mehr gewesen als Ende 2016 - ein Höchststand seit Ende des Zweiten Weltkriegs. In Deutschland kamen 2017 hingegen deutlich weniger Schutzsuchende an als in den Jahren davor. Weltweit waren mehr als die Hälfte aller Flüchtlinge minderjährig.

Deutschland erreichten 2017 laut UNHCR knapp 187.000 Asylsuchende, nach 280.000 im Jahr zuvor. 2015 seien es fünf Mal so viele gewesen wie 2017. Der Trend halte an, auch im ersten Quartal 2018 sei die Zahl der ankommenden Geflohnen erneut um fast 16 Prozent zurückgegangen. Das UNHCR veröffentlicht jedes Jahr vor dem Weltflüchtlingstag am 20. Juni die neusten verfügbaren globalen Zahlen über Vertreibung und Heimatverlust.

Türkei gehört zu den wichtigsten Aufnahmeländern

Aus fünf Ländern flohen in den vergangenen Jahren die meisten Menschen: Syrien, Afghanistan, Südsudan, Myanmar und Somalia. Die fünf größten Aufnahmeländer für Flüchtlinge waren laut dem UNHCR die Türkei, Pakistan, Uganda, Libanon und der Iran. "Es bleibt weiter eine Krise der armen Welt", sagte der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi. Die Länder, in denen Millionen Flüchtlinge lebten, bräuchten mehr Hilfe aus der Weltgemeinschaft. "Wir befinden uns an einem Wendepunkt", betonte er mit Blick auf die fehlenden Ressourcen vieler Aufnahmeländer. Deutschland sei das einzige europäische Land unter den zehn Staaten, die am meisten Geflohene aufgenommen haben.

Der Repräsentant des UNHCR in Berlin, Dominik Bartsch, dankte der Bevölkerung für ihre Unterstützung. Deutschland helfe dem UNHCR finanziell und sei ein wichtiges Aufnahmeland. Das habe der Bundesrepublik weltweit viel Anerkennung eingebracht, sagte Barsch. Die Flüchtlingsdebatte müsse jedoch sachlicher werden. Es sei verständlich, dass über die Aufnahme von Flüchtlingen diskutiert werde. Leider werde aber kaum über die Chance gesprochen, das Potenzial dieser Menschen zu nutzen, erklärte er. Laut UNHCR hielten sich Ende 2017 knapp eine Million Flüchtlinge in der Bundesrepublik auf.

Anstieg im fünften Jahre in Folge

Flüchtlingskommissar Grandi verwies auf den weltweiten Trend. "Die Zahl der Menschen auf der Flucht ist im fünften Jahr hintereinander gestiegen." Viele Betroffene fristeten schon seit Jahren ein Leben fern ihrer Heimat, zudem seien etliche von ihnen mehrfach vertrieben worden.

Die größte Gruppe der Geflohenen stellen die Binnenflüchtlinge. Insgesamt 40 Millionen Menschen suchten den UN zufolge im eigenen Land Schutz vor Krieg und Verfolgung. Mehr als 25 Millionen Menschen flüchteten über die Grenzen. Als weitere Gruppe zählt das UNHCR die Asylsuchenden, von denen Ende 2017 mehr als drei Millionen registriert waren.

Die fünf Länder mit den meisten Binnenflüchtlingen waren Ende des vergangenen Jahres Kolumbien, Syrien, die Demokratische Republik Kongo, der Irak und Somalia. Besonders im Kongo hat sich die Lage dem UNHCR zufolge zugespitzt. Aufgrund der Gewalt in vielen Teilen des afrikanischen Landes habe sich dort die Zahl der Binnenflüchtlinge im Laufe des vergangenen Jahres auf 4,4 Millionen verdoppelt. Zudem seien Hunderttausende Menschen vor brutalster Gewalt von Milizen, Rebellen und Soldaten aus dem Kongo in andere Länder geflohen.

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