Der Patientenbeauftragte Ralph Brauksiepe (CDU)
epd-bild/Rolf Zöllner
Unklare Schreiben, zu wenig Austausch mit dem Arzt, keine Auskunft von der Klinik: Fast 155.000 Menschen suchten im vorigen Jahr Unterstützung bei der Patientenberatung. Ihnen fehlten vor allem Informationen, um ihre Rechte wahrnehmen zu können.
12.06.2018

Rechte haben und Recht bekommen sind für Patienten in Deutschland immer noch zweierlei Dinge. Der Hauptgrund sind laut "Monitor Patientenberatung 2017" unverständliche, unzureichende oder gar nicht erst erteilte Informationen. Das zweitgrößte Problem ist dem am Dienstag in Berlin vorgestellten Bericht zufolge die Kommunikation zwischen Patienten und Ärzten, Kliniken oder auch Krankenkassen.

Rund 155.000 Beratungen ausgewertet

Der Bericht beruht auf der Auswertung von rund 155.000 Beratungen durch die Unabhängige Patientenberatung Deutschland (UPD). Danach sind Probleme mit dem Krankengeld einer der häufigsten Gründe für Anfragen bei der UPD - in 14.334 Fällen ging es ums Krankengeld und damit um die Frage der Existenzsicherung in Phasen längerer Erkrankungen. Die UPD-Berater empfanden diese Fälle als besonders belastend, so der Bericht.

Zumal manches wie die "Krankengeldfalle" seit Jahren bekannt und für die Betroffenen dramatisch ist. Die Krankengeldzahlung wird nämlich eingestellt, sobald es eine Lücke in der Ausstellung von Folgebescheinigungen der Arbeitsunfähigkeit durch die Ärzte gibt. Es reicht ein Tag, und das Krankengeld - und damit die Existenzgrundlage - ist weg. Bei den UPD-Beratungsstellen wurden 1.500 Fälle bekannt, es seien aber vermutlich weit mehr, sagte UPD-Geschäftsführer Thorben Krumwiede.

Zweifel an Aufklärungswillen von Kliniken und Ärzten

Bei einem Verdacht auf einen Behandlungsfehler empfinden die Ratsuchenden vor allem einen mangelnden Aufklärungswillen von Kliniken und Ärzten als Problem - weshalb sie sich 2017 in fast 6.000 Fällen hilfesuchend an die Patientenberatung wandten. Viele brauchen auch Unterstützung, um die Patientenakte einzusehen. Obwohl Patienten darauf seit fünf Jahren ein Recht haben, werde die Einsicht längst nicht immer gewährt, heißt es im "Monitor Patientenberatung 2017".

Als bedenklich stellte Krumwiede heraus, dass Fälle zunehmen, in denen die Krankenkassen durch freundlich formulierte Schreiben Versicherte dazu bringen, Widersprüche gegen Entscheidungen der Kasse oder Anträge auf Leistungen zurückzunehmen. Den Versicherten sei nicht klar, dass dann der Rechtsweg ausgeschlossen ist. Die Krankenkassen seien aber verpflichtet, über die Folgen der Rücknahme eines Antrags oder eines Widerspruchs zu informieren.

Der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Ralph Brauksiepe (CDU), sagte, er gehe davon aus, dass alle Beteiligten im Gesundheitswesen sich mit dem UPD-Bericht auseinandersetzten. Es wäre schon viel geholfen, wenn die geltenden Patientenschutzrechte "auch gelebt würden", sagte er. Die Steigerung der Beratungszahlen sieht der Patientenbeauftragte positiv. Die UPD sei eingerichtet worden, um die Kompetenzen der Patienten zu stärken.

Zahl der Beratungen steigt

Seit der Übernahme der Patientenberatung durch den Gesundheitsdienstleister "Sanvartis" vor zwei Jahren wurden jedes Jahr mehr Patienten beraten. Insbesondere haben sich die persönlichen Beratungen mehr als verdoppelt, auf 9.300 im Jahr 2017. Normalerweise greifen die Hilfesuchenden indes zum Telefon - knapp 136.000 telefonische Beratungen verzeichnet der Bericht.

Die Unabhängige Patientenberatung hat bundesweit 30 Beratungsstellen, sowie drei Beratungs-Mobile, die 100 Städte anfahren. Beratungen erfolgen außerdem telefonisch und online, auch auf Türkisch, Russisch und Arabisch. Die UPD ist gemeinnützig und wird anteilig von den gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen finanziert. Bis 2015 wurde sie von den Verbraucherzentralen und Sozialverbänden getragen. Mit der zunächst umstrittenen Übernahme durch "Sanvartis" wurden die Mittel von fünf auf neun Millionen Euro im Jahr fast verdoppelt.

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