Aleida und Jan Assmann erhalten den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (Bild von 2012).
epd-bild/Corinna Assmann
Kein Schriftsteller erhält dieses Jahr den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, sondern ein Wissenschaftler-Ehepaar. Aleida und Jan Assmann werden für ihre Forschungsbeiträge über die Bedingungen eines friedlichen Miteinanders geehrt.
12.06.2018

Die Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann (71) und ihr Ehemann, der Ägyptologe und Kulturwissenschaftler Jan Assmann (79), erhalten den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2018. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels ehre ein Forscherpaar, das sich seit Jahrzehnten wechselseitig inspiriere, sagte der Vorsteher Heinrich Riethmüller am Dienstag bei der Eröffnung der Buchtage Berlin. Der Preis wird zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse am 14. Oktober in der Paulskirche verliehen und ist mit 25.000 Euro dotiert.

Aleida Assmann greife die immer wieder neu virulenten Themen von Geschichtsvergessenheit und Erinnerungskultur auf, hieß es in der Begründung des Stiftungsrats. Sie leiste in hohem Maße Aufklärung zu Fragen eines kulturellen Gedächtnisses einer Nation. "Ihr Werk weist darauf hin, dass ein offener und ehrlicher Umgang mit der Vergangenheit grundlegende Bedingung für ein friedliches Miteinander ist."

Religion und Gewalt

Jan Assmann habe internationale Debatten zu den kulturellen und religiösen Konflikten der Zeit angestoßen, führte der Stiftungsrat aus. "Mit seinen Schriften zum Zusammenhang von Religion und Gewalt sowie zur Genese von Intoleranz und absolutem Wahrheitsanspruch leistet er einen unverzichtbaren Beitrag zum Verständnis der Friedensbereitschaft und Friedensfähigkeit der Religionen in der Weltgesellschaft von heute."

Die in Bethel bei Bielefeld geborene Aleida Assmann wurde 1993 Professorin für Anglistik und allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität Konstanz und nahm weltweit zahlreiche Gastprofessuren wahr. Sie veröffentlichte unter anderen die Bücher "Der lange Schatten der Vergangenheit. Erinnerungskultur und Geschichtspolitik" (2006) und jüngst angesichts der aktuellen Flüchtlingsdebatte "Menschenrechte und Menschenpflichten" (2017).

Der in Langelsheim im Harz geborene Jan Assmann war von 1976 bis 2003 Professor für Ägyptologie an der Universität Heidelberg und hatte zahlreiche Gastprofessuren inne. Über eine Analyse des ägyptischen Totenkults setzte er sich mit der Frage auseinander, welches Selbstverständnis eine Kultur späteren Generationen von sich vermitteln will. Er verfasste Bücher zur Entstehung des Monotheismus und leistete einen Beitrag zur aktuellen Diskussion über das Gewaltpotenzial monotheistisch geprägter Gesellschaften, etwa in "Totale Religion. Ursprünge und Formen puritanischer Verschärfung" (2016).

Habermas und Atwood

Aleida und Jan Assmann erhielten bereits zahlreiche Auszeichnungen. Das Ehepaar lebt in Konstanz.

Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels wird seit 1950 vergeben. Zu den Trägern des Preises gehören der DDR-Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer, der Schriftsteller Martin Walser, der Historiker Fritz Stern, der Philosoph Jürgen Habermas und die amerikanische Essayistin Susan Sontag. Im vergangenen Jahr erhielt die kanadische Schriftstellerin Margaret Atwood den Preis.

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