Joachim Gauck
epd-bild/Maik Schuck
Joachim Gauck, diesjähriger Träger des Reinhard Mohn Preises, hat zu mehr Offenheit und zum Widerstand gegen gesellschaftliche Tendenzen der Abgrenzung aufgerufen.
07.06.2018

"In einem Einwanderungsland wie Deutschland kann Gemeinschaft nicht entstehen, wenn Einheimische und Eingewanderte in Kernfragen nicht an einem Strang ziehen", sagte Gauck beim Festakt am Donnerstag in Gütersloh. Gerade wegen der vielen Unterschiede der Sprachen, Bräuche und Religionen sei der Staat auf Loyalität und Solidarität der Bürger angewiesen. Eine Wertegemeinschaft brauche unumstößliche demokratische Grundsätze und variable Regeln, die einzuhalten seien.

In Deutschland stünden nicht Einheimische gegen Eingewanderte, betonte Gauck. "In diesem Land stehen demokratisch gesinnte Bürger gegen Bürger, die Pluralität ablehnen oder gar Hass säen und gewaltbereit sind." Doch ein neues "Wir-Gefühl" könne nur entstehen, wenn Menschen nicht ausgegrenzt oder diskriminiert werden. Aber auch die Eingewanderten dürften sich gegenüber dem neuen Land nicht verschließen oder sich sogar dagegen positionieren. Dazu gehöre die Einhaltung der Menscherechte wie etwa die Gleichberechtigung von Frauen.

"Herausragende Persönlichkeit"

Gauck, der von 2012 bis 2017 der elfte deutsche Bundespräsident war, erhielt den mit 200.000 Euro dotierten Reinhard Mohn Preis der Bertelsmann Stiftung für seine Verdienste um den gesellschaftlichen Zusammenhalt. "Wie kein anderer hat er sich für eine freiheitliche, weltoffene, tolerante Gesellschaft eingesetzt", sagte die stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Liz Mohn. Als Bundespräsident habe er Begegnung und Dialog zwischen den Kulturen und Religionen in Deutschland befördert, um eine vertrauensvolle Basis zu schaffen. Dabei habe er Mut, Weitblick und viel Gespür für die Bedürfnisse der Menschen bewiesen. Das mache ihn zu einer "herausragenden Persönlichkeit".

Die Festrede im Theater Gütersloh hielt der Generalsekretär der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften, Elhadj As Sy, vor rund 500 Gästen. Er warb für Mitgefühl und Respekt gegenüber Flüchtlingen. "Prinzipientreues menschliches Engagement ist ein Weg, der uns aus der Angst, der Stigmatisierung und der Ausgrenzung zu Umsicht, Unterstützung und Einbindung führt", mahnte As Sy.

Preis erinnert an Gründer der Stiftung

Der Preis erinnert an den 2009 verstorbenen Unternehmer und Gründer der Bertelsmann Stiftung, Reinhard Mohn. Die Auszeichnung soll innovative Ideen für drängende gesellschaftliche und politische Herausforderungen würdigen. In diesem Jahr hieß das Motto "Vielfalt leben - Gesellschaft gestalten".

Der erste Preis ging 2011 an die brasilianische Hafenstadt Recife, zu den weiteren Preisträgern zählen der frühere UN-Generalsekretär Kofi Annan, die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) und der Gründer des Schweizer Weltwirtschaftsforums, Klaus Schwab. Im vergangenen Jahr wurde der ehemalige estnische Staatspräsident Toomas Hendrik Ilves als Vordenker der Digitalisierung in Regierung, Verwaltung und Bildung gewürdigt.

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