Der afghanische Präsident Aschraf Ghani hat am Donnerstag eine einseitige Waffenruhe mit den aufständischen Taliban verkündet.
07.06.2018

Die Feuerpause soll vom 12. bis 19. Juni gelten, wie afghanische Medien berichteten. In diesem Zeitraum wird auch das Ende des islamischen Fastenmonats Ramadan gefeiert, der als Zeit des Friedens und der Versöhnung gilt.

"Mit der Verkündung eines Waffenstillstandes wollen wir die Stärke der afghanischen Regierung unterstreichen und den Willen der Menschen, eine friedliche Lösung des Konfliktes zu finden", sagte Ghani in einer Video-Nachricht auf der Facebook-Seite des Präsidialamtes. Die Waffenruhe biete den Taliban Gelegenheit, einzusehen, dass sie mit ihre Gewalttaten weder Herzen noch Verstand der Menschen gewinnen könnten.

Fatwa gegen Selbstmordattentate

Am Montag hatte eine Großversammlung islamischer Religionsführer in Kabul einen religiösen Bannspruch, eine sogenannte Fatwa, gegen Selbstmordattentate verkündet und den Krieg in Afghanistan als unislamisch gegeißelt. Gleichzeitig sprachen sich die Teilnehmer für einen Waffenstillstand aus. Es war das erste Mal, dass eine solche Versammlung aus meist erzkonservativen Imanen in Afghanistan so klar Stellung gegen die Taliban und andere islamistische Terrorgruppen bezog.

Als sich die Tagung mit etwa 2.000 Teilnehmern auflöste, sprengten sich Selbstmordattentäter am Veranstaltungsort in die Luft. Mindestens 14 Menschen kamen dabei ums Leben. Es ist bislang unklar, wer den Anschlag begangen hat. Neben den Taliban kämpfen auch andere aufständische Gruppen gegen die Regierung in Kabul, unter anderem "Daesh", ein Ableger des "Islamischen Staates".

16 Jahre Krieg

Die afghanische Regierung hatte bereits im Februar den aufständischen Taliban Friedensgespräche mit weitreichenden Zugeständnissen angeboten. Präsident Ghani appellierte auch damals an die islamistischen Kämpfer, den 16 Jahre währenden Krieg zu beenden und schlug unter anderem vor, die Taliban als legitime politische Gruppierung anzuerkennen.

Die Verkündung des Waffenstillstands geschieht vor dem Hintergrund einer sich immer weiter verschlechternden Sicherheitslage im Land, das zu weiten Teilen von den Taliban kontrolliert wird. Allein in den vergangenen Monaten kamen bei mehreren Terroranschlägen in der Hauptstadt Kabul über 200 Menschen ums Leben. Die Taliban weigern sich, an Friedensverhandlungen teilzunehmen, solange sich US-Truppen auf afghanischem Boden befinden. Die USA haben derzeit rund 14.000 Soldaten am Hindukusch stationiert.

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