Baselitz im Musee Unterlinden in Colmar
epd-bild/Claudia Rometsch
Georg Baselitz sieht sich mit seinem Werk in der Tradition der Altarmalerei Matthias Grünewalds, ohne jedoch religiös zu sein.
07.06.2018

Er fühle sich der "hässlichen" Malerei von Renaissance-Künstlern wie Lucas Cranach, Albrecht Dürer und Matthias Grünewald verbunden, sagte der Künstler dem Evangelischen Pressedienst (epd) zur Eröffnung seiner Ausstellung "Corpus Baselitz" im Musée Unterlinden im elsässischen Colmar.

Den Deutschen sei der schonungslose Blick auf den Körper und seinen Verfall eigen, sagte Baselitz anlässlich der Ausstellung zu seinem 80. Geburtstag. "Grünewald und Cranach fallen ja auf, indem sie einen elenden Zustand malen: Alte, kranke, verfallende Leute." Er habe italienische Künstler wie Botticelli oder auch die Franzosen und Amerikaner für ihre schöne Malerei bewundert, sagte Baselitz. Aber er habe er festgestellt, dass er so nicht malen könne und Künstlern wie Grünewald näherstehe, der die Gemälde des berühmten Isenheimer Altars geschaffen hat.

Osbzönität in der Realität

"Und dann habe ich mich dieser Sache angenommen und habe mich da eingereiht." Er habe sich für den schonungslosen Blick auf den Körper entschieden, erklärte der Maler. "Dabei verhüllt man sich nicht mehr. Man gibt geradezu eine Obszönität in der Realität wieder, und das ist hässlich."

Die Colmarer Ausstellung zeigt ausschließlich Werke Baselitz' aus den vergangenen vier Jahren. Die meisten sind Selbstporträts seines alternden Körpers und dem seiner Frau. Der 1516 vollendete Isenheimer Altar Grünewalds, Kernstück der Sammlung des Musée Unterlinden, zeigt den gepeinigten Körper des gekreuzigten Jesus in außergewöhnlich drastischem Realismus.

Trolle, Geister und Gespenster

Auch wenn er sich in der Tradition der Altarmalerei sehe, seien seine Bilder weder religiös, noch verwiesen sie auf ein Jenseits, stellte Baselitz klar. An die Stelle der Religion habe er für sich die Erdverbundenheit gesetzt, als er 1963 angefangen habe, immer wieder Füße und Beine zu malen. Engel seien nicht seine Sache. Stattdessen habe er etwas anderes für sich entdeckt. "Und das ist erdverbunden, also Trolle, Geister und Gespenster. Das ist mein Reich. Und ich glaube, damit kann man auch gute Bilder machen. Man muss dazu nicht gläubig sein."

Auch bei Grünewald müsse man nicht unbedingt voraussetzen, dass er religiös gewesen sei. Ein Altarbild sei damals einfach ein gängiger Stoff für eine künstlerische Arbeit gewesen, für die es Auftraggeber gegeben habe. Gute Bilder entstünden nicht durch Anpassung an Religionen oder Ideologien, sondern durch den Widerspruch, sagte Baselitz: "Und so habe ich mich auch immer verhalten, weil ich diesen Glauben eigentlich nicht finde. Die Bilder fallen nicht vom Himmel, sie gehen auch nicht in den Himmel."

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