Slum in Kolumbien
epd-bild/Natalia Matter
In gut 30 Jahren leben weltweit an die sieben Milliarden Menschen in Städten. Wie können sie menschenwürdig wohnen, arbeiten und lernen? Entwicklungsexperten und Theologen setzen auf einen internationalen Schulterschluss.
28.05.2018

Kein sauberes Wasser, baufällige Hütten in Armenvierteln, Kriminalität und Gewalt vor der Haustür: Weltweit ähneln sich die Lebensbedingungen in den Slums der großen Städte. Angesichts wachsender Verstädterung nehmen die Probleme massiv zu, doch menschenwürdige und lebenswerte Städte sind nach Überzeugung von Entwicklungspolitikern möglich - mit lokalem Schwung unter Mitwirkung der Städter und mit globaler Rückendeckung.

Sieben Milliarden Städter bis 2050

"In den Städten muss es um Teilhabe gehen", betonte Dirk Messner, Direktor des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik, am Montag in Frankfurt am Main zum Auftakt eines Kongresses "Entwicklung findet Stadt" des katholischen Hilfswerks Misereor und der theologischen Zeitschrift "Concilium" in Frankfurt am Main. Sonst blieben Bedürfnisse auf der Strecke, es bestehe die Gefahr, dass die Infrastruktur an den Menschen vorbeigeplant werde.

Und der Bedarf ist enorm: Derzeit leben rund 3,5 Milliarden Menschen in Städten, etwa die Hälfte der Erdbevölkerung. Bis 2050 gehen Forscher von fast sieben Milliarden Stadtbewohnern aus, was dann rund drei Viertel der globalen Population wären. In den kommenden Jahrzehnten müsse so viel Infrastruktur geschaffen werden wie weltweit seit Beginn der Industrialisierung, erklärte Messner.

"Wir brauchen Räume, die angemessen sind für menschliche Entwicklung", betonte er nicht nur mit Blick auf Megacitys, sondern auch auf die vielen wachsenden kleinen und mittleren Städte. Dem Aufbau von Infrastruktur, Gesundheits- und Bildungswesen seien dabei ökologisch enge Grenzen gesetzt. Neue Methoden und Materialien seien daher unerlässlich. Wenn Städte aus den gleichen Stoffen gebaut und entwickelt würden wie in den vergangenen 80 Jahren, würde allein das zu so vielen Treibhausgasemissionen führen, dass die Erdtemperatur um weitere 1,5 Grad nach oben getrieben würde, mahnte Messner.

Plädoyer für globale Kooperation

Nur mit globaler Kooperation seien die Herausforderungen zu stemmen. "Wenn wir dieses Jahrhundert gut überstehen wollen, muss uns globale Kooperation gelingen", sagte der Wissenschaftler an die rund 200 Teilnehmer aus aller Welt gerichtet. Das sei eine Herkulesaufgabe. "Globale Kooperation ist kein Selbstläufer. Für globale Kooperation müssen wir viel tun."

Dabei könnten Initiativen und Programme aus Zivilgesellschaft, Entwicklungsarbeit und Kirchen eine wegbereitende Rolle übernehmen. "Die gute Nachricht: Noch nie waren unsere Gesellschaften so eng miteinander verbunden", sagte Messner.

Die Bedeutung von Impulsen aus der Gesellschaft und von Religionsgemeinschaften unterstrich auch Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel. Sie könnten eine "größere Gerechtigkeit" in der Stadtentwicklung stützen, fairen und nachhaltigen Wandel antreiben. "Wir lernen mehr und mehr, über Kontinente hinweg zusammenarbeiten", betonte er.

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