Ringen um Einreiseerlaubnis für Fußball-WM in Russland
epd-bild / Gustavo Alabiso
Der ARD-Journalist Hajo Seppelt hatte staatlich organisiertes Doping in Russland aufgedeckt, nun darf er nicht zur Fußball-WM reisen. Der Fall sorgt für Entrüstung, nun schaltet sich auch die Bundesregierung ein.
14.05.2018

Die Bundesregierung appelliert an die russische Staatsführung, den ARD-Journalisten Hajo Seppelt zur Berichterstattung über die Fußball-WM einreisen zu lassen. Die Entscheidung der russischen Behörden, das Visum des Doping-Experten für ungültig zu erklären, halte die Bundesregierung für falsch, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin. Seppelt selbst kritisierte, das Vorgehen Russlands habe eine neue Dimension erreicht. "Das berührt die Kernfrage: Was heißt es, wenn Sportjournalisten der Zugang zu einem Sportereignis verweigert wird, nur weil sie kritisch Bericht erstatten?", sagte er im ARD-"Morgenmagazin".

Am Freitag hatte die ARD mitgeteilt, dass das für Seppelt beantragte Visum für ungültig erklärt worden sei. Seppelt stehe auf einer Liste der in Russland "unerwünschten Personen". Die ARD wertete dies als "beispiellosen Eingriff in die Pressefreiheit". Auch die Journalistenorganisation "Reporter ohne Grenzen" und mehrere Politiker kritisierten das Einreiseverbot.

Freiheit der Medien

Die Fifa betonte am Montag, sie habe dem Akkreditierungsgesuch Seppelts zugestimmt. Der Weltfußballverband warte nun auf weitere Informationen der russischen Behörden zu dem Fall, sagte ein Sprecher dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Freiheit der Medien sei von überragender Bedeutung für die Fifa, fügte er hinzu.

Seibert erklärte, die freie Berichterstattung über das Sportereignis müsse gewährleistet sein. Es stünde Russland schlecht an, "wenn es so offensichtlich die Presse- und Meinungsfreiheit vor den Augen der Welt beschnitte", sagte der Regierungssprecher.

Nach Angaben einer Sprecherin des Auswärtigen Amts gibt es über die Botschafter Gespräche zwischen den Regierungen über eine Einreise Seppelts. Es sei eine "Entscheidung, die wir nicht nachvollziehen können und mit der wir nicht einverstanden sind", sagte sie mit Blick auf das Visum des Journalisten.

Seppelt sagte im "Morgenmagazin", bei einem Großereignis wie der Fußball-WM hätte er nicht damit gerechnet, dass Russland sich nicht an die Verträge mit dem Fußballweltverband Fifa halte. Seine Berichte über Doping hätten schon immer auch für Spannungen gesorgt, "aber was jetzt in Russland passiert, das hat schon eine neue Dimension". "Kann es denn sein, dass die Pressefreiheit mit Füßen getreten wird?", sagte der Journalist.

Doping im Spitzensport

Auch der Vorsitzende des russischen Journalistenverbands, Wladimir Solowjow, forderte ein Visum für Seppelt, verknüpfte dies aber mit Kritik an dem ARD-Journalisten und einer indirekten Warnung. Seppelt könne nicht als Journalist bezeichnet werden, sondern sei "im Grunde genommen ein echter Propagandist", da er "alle Prinzipien des objektiven Journalismus verletzt" habe, erklärte Solowjow laut einer auf der Verbands-Website veröffentlichten Erklärung. Der Dopingexperte müsse in Russland auf jeden Fall Personenschutz erhalten, "damit Liebhaber seines journalistischen Talents ihn nicht zufällig verprügeln".

Der regierungsnahe Fernsehmoderator und Namensvetter Wladimir Solowjow teilte auf Twitter mit, Seppelt werde völlig unnötig das Visum verweigert. Dieser Fehler müsse behoben werden. "Wir haben nichts zu verbergen und nichts zu fürchten", schrieb der Moderator. Auch der Sportjournalist Wassili Utkin kritisierte das Vorgehen der russischen Behörden.

Die Fußball-Weltmeisterschaft 2018 findet vom 14. Juni bis 15. Juli in elf russischen Städten statt. Seppelt recherchiert seit vielen Jahren zu Doping im deutschen und weltweiten Spitzensport. Er hatte unter anderem ein staatlich organisiertes Dopingsystem in Russland aufgedeckt. Die Enthüllungen führten zum Ausschluss der russischen Leichtathleten von internationalen Wettkämpfen. Ab 2007 hatte der mehrfach ausgezeichnete Journalist beim WDR die ARD-Doping-Redaktion beim WDR mit aufgebaut.

Teaserbild

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Plain text

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.