Exponat im Trierer Museum am Dom
epd-bild/Oliver Dietze
Das Erstarken rechtspopulistischer und nationalkonservativer Kräfte in Deutschland und Europa setzt Museen unter Druck.
04.05.2018

Die Parteien seien demokratisch in Parlamente gewählt worden und beeinflussten die Kulturpolitik, sagte die Vizepräsidentin des Deutschen Museumsbundes, Wiebke Ahrndt, dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Das hat direkten Einfluss auf unsere Arbeit", betonte die Direktorin des Bremer Übersee-Museums.

In Bremen treffen sich von diesem Sonntag an bis zum 9. Mai rund 400 Experten zur Jahrestagung des Deutschen Museumsbundes, um über die Frage zu diskutieren, welche Werte Museen vertreten. "Traditionell stehen die Museen für eine gesellschaftspolitisch neutrale Position", sagte Ahrndt. "Wir sind keine politischen Akteure und stimmen nicht das hohe Lied einer Partei an. Aber in Wahrheit positionieren uns unsere Ausstellungen, was gesellschaftliche Werte angeht."

"Museen werben für Akzeptanz und Respekt"

"Alle Besucher sollen bei uns willkommen sein, wir stehen für Toleranz, Vielfalt und ein zusammenwachsendes Europa", führte die Direktorin und Völkerkundlerin aus. "Wir leben in einer pluralen Gesellschaft und werben für Akzeptanz und Respekt gegenüber Andersdenkenden und anders Glaubenden." Unter dem Eindruck rechtspopulistischer und nationalkonservativer Angriffe "werden daraus auf einmal politische Statements".

Als Beispiele nannte Ahrndt den Fall des Weltkriegsmuseums im polnischen Gdansk, das Geschichte nicht im Sinne der regierenden nationalkonservativen PiS erzählt und nun radikal umgebaut werden soll. In Frankfurt wollte sich eine Besuchergruppe nicht von der Direktorin einer ethnologischen Sammlung führen lassen, weil sie eine Frau ist. In der britischen Manchester Art Gallery wurde ein Gemälde mit nackten Nymphen abgehängt, was eine Debatte über Sexismus und den Umgang damit in der Kunst ausgelöst hat.

Wenn Museumsmitarbeiter zu Pegida gehen

Die Museen seien Teil der Gesellschaft und müssten sich der Debatte um Werte und ethische Richtlinien stellen, bekräftigte Ahrndt. "Das treibt uns um, auch, wenn beispielsweise in Dresden Museumsmitarbeiter am Montag zur Pegida-Demonstration gehen." Die Jahrestagung solle dafür Raum zur Diskussion bieten.

"Wir wollen reflektieren: Vor welchen Veränderungen stehen wir?" So gehe es beispielsweise um die Frage, welche Werte die Museen genau verträten. "Die der Direktion, des Trägers oder des christlichen Abendlandes?" Am Ende der Tagung werde kein "goldener Weg" stehen. "Dafür beginnen wir aber eine wichtige Diskussion."

Der Deutsche Museumsbund mit Sitz in Berlin wurde 1917 gegründet und ist die bundesweite Interessenvertretung der deutschen Museen und ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Er hat eigenen Angaben zufolge derzeit knapp 3.300 Mitglieder, darunter Museen aller Größen und Sparten.

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