Kakaoernte in Ghana
epd-bild/Jutta Ulmer
Kakao wird vor allem in Ländern des Westens konsumiert. Die Anbaustaaten wiederum sind meist Entwicklungsländer - deren Bauern in großer Armut leben. Sie sehen Europa und die USA in der Pflicht und warnen vor verheerenden Konsequenzen.
23.04.2018

Minister aus Kakao-Anbauländern prangern die Ungerechtigkeit auf dem Weltmarkt zum Nachteil der Bauern an. Zur offiziellen Eröffnung der Weltkakaokonferenz am Montag in Berlin bezeichneten sie die bisherige Nachhaltigkeitspolitik als gescheitert und forderten Europa und die USA zu mehr Engagement auf. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) sieht die deutschen Verbraucher beim Schokoladenkonsum in der Verantwortung. "Jeder entscheidet beim Kauf mit", sagte sie. "Jeder entscheidet für oder gegen Kinderarbeit, für oder gegen illegale Rodung von Regenwald."

Ziel sei es, dass bis zum Jahr 2020 insgesamt 70 Prozent der in Deutschland zu Süßigkeiten verarbeiteten Schokolade aus nachhaltigem Anbau stamme, kündigte sie zugleich an. Deutschland habe als Exportweltmeister für Schokoladenprodukte eine herausgehobene Position und Verantwortung.

Große Armut

Ein Großteil des weltweit gehandelten Kakaos stammt aus Westafrika. Die meisten Bauern sind nicht in Kooperativen organisiert und stehen großen verarbeitenden Konzernen daher allein gegebenüber, so dass sie ihre Interessen nur schwer vertreten können. Der überwiegende Teil von ihnen lebt in großer Armut.

Der Geschäftsführer der Internationalen Kakao-Organisation (ICCO), Jean-Marc Anga, resümierte, der Sektor sei trotz großer Investitionen nicht wirklich nachhaltig. "Alle sollten ein menschenwürdiges Einkommen erhalten und das ist derzeit nicht der Fall." Die Kakaoproduzenten erhielten noch immer den geringsten Anteil in der Wertschöpfungskette. Die Einkommen seien nach einem Preissturz Ende 2016 - Resultat einer sehr guten Ernte - sogar stark gesunken. Gleichzeitig habe es einen stetigen, leichten Anstieg des Schokoladenpreises gegeben. Das mache deutlich: "Das, was wir in den vergangenen Jahren gemacht haben, hat nicht funktioniert." Eine neue Zukunftsvision sei erforderlich.

Bedingungen grenzen an Sklaverei

Der Handelsminister der Elfenbeinküste, Souleymane Diarrassouba, kritisierte, "es geht immer nur um die Konsumenten, auf die Erzeuger wird keine Rücksicht genommen." In dem westafrikanischen Land wird weltweit am meisten Kakao angebaut. Die bisherigen internationalen Kriterien für nachhaltigen Anbau benachteiligten die Bauern. Deshalb wolle sein Land mit dem zweiten großen Anbaustaat Ghana eine gemeinsame Politik umsetzen, die sich für die Interessen der Produzenten einsetze. Auch der Vertrieb des Kakaos auf den nationalen Märkten solle gefördert werden.

Kameruns Handelsminister Luc Magloire Mbarga Atangana betonte, dass Bauern mit Bedingungen konfrontiert seien, die an Sklaverei grenzten. Das aktuelle Preisniveau sei "absolut inakzeptabel". Auch er setzte auf ein Bündnis der Anbauländer.

Fairer Handel mit Kakao und Schokolade

Der ecuadorianische Landwirtschaftsminister, Rubén Flores Agreda, forderte von der Konferenz eine "Botschaft der Solidarität" und betonte, "Ungerechtigkeit und Ungleichheit drücken sich in Flüchtlingsströmen aus, die man mit Mauern nicht bremsen kann." Wenn mehr als zwei Drittel des Umsatzes in den Verbraucherländern bleibe, funktioniere etwas nicht. Kritik übte er auch an immer komplizierter und teurer werdenden Zertifizierungsprozessen.

Seit Sonntag beraten etwa 1.500 Teilnehmer aus mehr als 60 Ländern bei der Konferenz über Qualität und Anbau von Kakao und die Situation der Kakaobauern in Afrika und Lateinamerika. Dabei steht der faire Handel mit Kakao und Schokolade im Mittelpunkt. Neben Politikern nehmen bis Mittwoch auch Vertreter von großen Kakao verarbeitenden Firmen, Kooperativen und Hilfsorganisationen sowie Wissenschaftler an der Veranstaltung teil.

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